d

Chronik

1979

Januar

1979 verlassen 12.515 Menschen die DDR in Richtung Bundesrepublik.

Gipfeltreffen von US-Präsident Jimmy Carter, dem französischen Präsidenten Giscard d'Estaing, dem englischen Premierminister James Callaghan und Bundeskanzler Helmut Schmidt.

Durch Informationen des zum Bundesnachrichtendienst übergelaufenen Stasi-Leutnants Werner Stiller werden 14 Stasi-Spitzel enttarnt.

Das Politbüro stimmt dem Bau der Großdeponie bei Schönberg zu, auf der die Bundesrepublik gegen Devisen Müll entsorgen kann.

Februar

Unter dem vorgeblichen Grund, Vietnam begehe andauernd Grenzprovokationen, marschieren chinesische Truppen zu einer „Begrenzten Strafexpedition“ nach Vietnam ein. Auftakt eines über viele Jahre dauernden Grenzkriegs.

März

Die deutsche NATO-Sekretärin Ursel Lorenzen setzt sich in die DDR ab.

In Frankfurt gründen 500 Delegierte die „Sonstige Politische Vereinigung Die Grünen“, die zu den Europawahlen antreten soll. Petra Kelly ist Spitzenkandidatin.

April

Im Iran übernimmt die islamische Revolutionsregierung unter der Führung von Ajatollah Ruhollah Chomeini die Macht.

UN-Generalsekretär Kurt Waldheim trifft zu einem viertägigen DDR-Besuch in Berlin ein.

Eine Delegation des Bundesjugendrings besucht die DDR. Es kommt zur Auseinandersetzung mit der FDJ. Die bundesdeutsche Delegation fordert die Einbeziehung nichtorganisierter Jugendlicher aus der DDR. Egon Krenz will nur FDJ-Mitglieder am Austausch teilnehmen lassen.

Eine neue Verordnung über Publikationsorgane anderer Staaten und deren Korrespondenten in der DDR vom 21. Februar 1973 wird veröffentlicht. Das bedeutet: Interviews und Befragungen sind genehmigungspflichtig, Reisen außerhalb Ost-Berlins müssen angemeldet werden.

DDR-Bürger dürfen in den Intershops nicht mehr mit West-Geld bezahlen, sondern müssen es zuvor gegen „Forumschecks“ eintauschen, mit denen sie dann in diesen Spezialläden Waren einkaufen können.

Der DDR-Schriftsteller Stefan Heym und der Physiker Robert Havemann werden wegen angeblicher „Devisenvergehen“ zu Geldstrafen in Höhe von 9.000 beziehungsweise 10.000 Mark verurteilt.

Mai

Der Hausarrest gegen Robert Havemann endet.

Der ZDF-Korrespondent Peter von Loyen wird – in Anwendung der neuen Bestimmung zur Journalistenverordnung – aus der DDR ausgewiesen.

Karl Carstens wird zum Bundespräsidenten gewählt.

Juni

Bluesmesse in der Berliner Samariterkirche 1986. Quelle: Harald Hauswald/OSTKREUZ

In der Berliner Samariterkirche findet die erste Bluesmesse statt, die religiöse, politische und musikalische Elemente verbindet und unter Jugendlichen großen Anklang findet. Berlin entwickelt sich in dieser Zeit zu einem der Zentren der Oppositionsbewegung in der DDR.
Zum Artikel ...

In Ost-Berlin findet das Nationale Jugendfestival der FDJ statt, an dem rund 700.000 Menschen teilnehmen.

Papst Johannes Paul II. besucht Polen.

Stefan Heym und acht weitere Schriftsteller werden aus dem Schriftstellerverband ausgeschlossen.

Erste direkte Wahlen zum Europäischen Parlament. Die Sonstige Politische Vereinigung Die Grünen erhält 900.000 Stimmen.

US-Präsident Jimmy Carter und Leonid Breschnew unterzeichnen das SALT II-Abkommen (Strategic Arms Limitation Talks) in Wien.

Die Volkskammer beschließt das 2. Strafrechtsänderungsgesetz, das erhebliche Verschärfungen des politischen Strafrechts enthält.

Juli

Der Bundestag hebt die Verjährungsfrist für Mord auf. Die Bundesrepublik erlebt ihre dritte Debatte über die Verjährung von Naziverbrechen.

August

In Leipzig wird Heinrich Saar verhaftet. Er hatte einen Lesekreis zu Rudolf Bahros Buch „Die Alternative“ gebildet und für dessen Freilassung demonstriert. Am 17. Oktober 1980 wird er mit anderen verurteilt und erst am 4. August 1982 in die Bundesrepublik entlassen.

September

Gemeinsame Erklärung der Evangelischen Kirchen in Ost- und Westdeutschland zum Kriegsbeginn 1939; es ist die erste gemeinsame Erklärung seit 1969. Robert Havemann veröffentlicht in einer spanischen und einer italienischen Zeitung zehn Thesen zum bevorstehenden 30. Jahrestag der DDR.

Der 17-jährige Jörn Mothes (rechts) bei der ersten DDR-Baumpflanzaktion vom 16. bis 18. September 1979 in Schwerin. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft

Die Schweriner Jugendlichen Olaf Nassner, Nikolaus Voss und Jörn Mothes starten die erste Baumpflanzaktion. Sie organisieren in der Evangelischen Jugendarbeit ein Umwelt-Wochenende mit Vorträgen und einer Aktion, bei der 50 Jugendliche etwa 5.000 Bäume entlang einer Straßenbahnlinie in Schwerin pflanzen. Die Baumpflanzaktion inspiriert zu ähnlichen Aktivitäten in anderen Städten.
Zum Artikel ...

Eine der spektakulärsten Fluchten aus der DDR gelingt: Mit einem selbst gebauten Heißluftballon fliehen die Familien Strelzyk und Wetzel von Thüringen über die Grenze nach Bayern.

Der Staatsrat der DDR beschließt zum 30. Jahrestag der DDR eine Amnestie. Bis zum Dezember werden circa 22.000 Strafgefangene freigelassen.

Oktober

Während seines Besuchs in Ost-Berlin zu den Feierlichkeiten zum 30. Gründungstag der DDR kündigt der sowjetische Staats- und Parteichef Leonid Breschnew einen Abzug von 20.000 Soldaten und 1.000 Panzern aus der DDR an.

Bei den Bürgerschaftswahlen in Bremen gelingt zum ersten Mal der Einzug der Grünen in ein Landesparlament. Sie erhalten 5,1 Prozent der abgegebenen Stimmen und vier Sitze.

Von der Amnestie zum des 30. Jahrestags der DDR werden auch Rudolf Bahro und der Wehrdienstverweigerer Nico Hübner begünstigt. Am 17. Oktober reist Rudolf Bahro in die Bundesrepublik aus.

Zwischen der DDR und der Bundesrepublik werden neue Vereinbarungen über Verkehrsfragen getroffen. Statt der bisherigen Straßenbenutzungsgebühren wird nun eine Pauschale von jährlich 50 Millionen D-Mark vereinbart.

November

Nachfolger des am 18. Oktober verstorbenen Staatssekretärs für Kirchenfragen, Hans Seigewasser (SED), wird Klaus Gysi (SED).

Dezember

Auf der Tagung der Außenminister der Warschauer-Pakt-Staaten in Ost-Berlin wird das Abrüstungsabkommen SALT II befürwortet und ein SALT III-Abkommen gefordert.

NATO-Doppelbeschluss zur Stationierung von atomaren Mittelstreckenraketen in Westeuropa.

Das Zentralkomitee der SED kritisiert den NATO-Doppelbeschluss, der die Aufstellung von Atomraketen in Westdeutschland vorsieht und erhöht gleichzeitig den Verteidigungsetat.

Rudi Dutschke, der frühere Anführer der Studentenbewegung, stirbt in Aarhus, Dänemark, an den Spätfolgen des 1968 auf ihn verübten Attentats.

Sowjetische Truppen marschieren in Afghanistan ein. Der Krieg dauert bis 1988.


auf Twitter teilen auf Facebook teilen Kommentieren Drucken Artikel versenden