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Mauerbau

Ost-Berlin, 15. Juni 1961: Zwei Monate vor dem Mauerbau bekundet der DDR-Staatsratsvorsitzende Walter Ulbricht auf einer Pressekonferenz: "Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten!" Im Bild: das Zeitungsstatement als Plakat in West-Berlin, 1....
Ost-Berlin, 15. Juni 1961: Zwei Monate vor dem Mauerbau bekundet der DDR-Staatsratsvorsitzende Walter Ulbricht auf einer Pressekonferenz: "Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten!" Im Bild: das Zeitungsstatement als Plakat in West-Berlin, 1. September 1961. Quelle: REGIERUNGonline/Klaus Lehnartz
Abschrift
Das Brandenburger Tor in Berlin kurz vor dem Mauerbau. Am 11. August 1961 kontrollieren Ostberliner Zöllner ein aus West-Berlin kommendes Auto. Quelle: Bundesarchiv/Bild 183-85416-0002/Horst Sturm
Das Brandenburger Tor in Berlin kurz vor dem Mauerbau. Am 11. August 1961 kontrollieren Ostberliner Zöllner ein aus West-Berlin kommendes Auto. Quelle: Bundesarchiv/Bild 183-85416-0002/Horst Sturm
Die sogenannten Grenzgänger, Anfang der 1960er Jahre circa 50.000 Menschen, werden für die SED zum Stein des Anstoßes: Sie verdienen im Westen und nutzen die sozialen Einrichtungen im Osten, lautet der Vorwurf. Sie profitieren vom „Schwindelkurs“,...
Die sogenannten Grenzgänger, Anfang der 1960er Jahre circa 50.000 Menschen, werden für die SED zum Stein des Anstoßes: Sie verdienen im Westen und nutzen die sozialen Einrichtungen im Osten, lautet der Vorwurf. Sie profitieren vom „Schwindelkurs“, denn sie tauschen nicht zum offiziellen Kurs eins zu eins. Die Waren im Osten sind dadurch für sie erheblich billiger. Der Ministerrat der DDR untersagt am 12. August den Bürgern der DDR, in West-Berlin einer Arbeit nachzugehen. Quelle: Bundesarchiv DC 20/1565, S. 4
Berlin, 13. August 1961: Der Ostsektor wird hermetisch abgeriegelt. Volkspolizei und Nationale Volksarmee errichten in der Zimmerstraße die Mauer. Quelle: REGIERUNGonline/Klaus Lehnartz
Berlin, 13. August 1961: Der Ostsektor wird hermetisch abgeriegelt. Volkspolizei und Nationale Volksarmee errichten in der Zimmerstraße die Mauer. Quelle: REGIERUNGonline/Klaus Lehnartz
Soldaten der Volkspolizei (dunkle Uniform) und der Nationalen Volksarmee überwachen am 13. August 1961 den Bau der Mauer am Potsdamer Platz. Quelle: REGIERUNGonline
Soldaten der Volkspolizei (dunkle Uniform) und der Nationalen Volksarmee überwachen am 13. August 1961 den Bau der Mauer am Potsdamer Platz. Quelle: REGIERUNGonline
Ostberliner Bauarbeiter ziehen am 13. August 1961 die Mauer hoch. Quelle: REGIERUNGonline/Wolf
Ostberliner Bauarbeiter ziehen am 13. August 1961 die Mauer hoch. Quelle: REGIERUNGonline/Wolf
Ungläubiges Staunen in der Sebastianstraße: Bau der Mauer am 13. August 1961. Quelle: REGIERUNGonline/Klaus Lehnartz
Ungläubiges Staunen in der Sebastianstraße: Bau der Mauer am 13. August 1961. Quelle: REGIERUNGonline/Klaus Lehnartz
Mitglieder der DDR-Kampfgruppen am 14. August 1961 auf der westlichen Seite des Brandenburger Tores. Quelle: Bundesarchiv/183-85458-0001/Peter Heinz Junge
Mitglieder der DDR-Kampfgruppen am 14. August 1961 auf der westlichen Seite des Brandenburger Tores. Quelle: Bundesarchiv/183-85458-0001/Peter Heinz Junge
Walter Ulbricht, Vorsitzender des Nationalen Verteidigungsrates der DDR, befiehlt die Herstellung der erhöhten Einsatzbereitschaft. Seite 1 von 3
Walter Ulbricht, Vorsitzender des Nationalen Verteidigungsrates der DDR, befiehlt die Herstellung der erhöhten Einsatzbereitschaft. Seite 1 von 3
Walter Ulbricht, Vorsitzender des Nationalen Verteidigungsrates der DDR, befiehlt die Herstellung der erhöhten Einsatzbereitschaft. Seite 2 von 3
Walter Ulbricht, Vorsitzender des Nationalen Verteidigungsrates der DDR, befiehlt die Herstellung der erhöhten Einsatzbereitschaft. Seite 2 von 3
Walter Ulbricht, Vorsitzender des Nationalen Verteidigungsrates der DDR, befiehlt die Herstellung der erhöhten Einsatzbereitschaft. Seite 3 von 3
Walter Ulbricht, Vorsitzender des Nationalen Verteidigungsrates der DDR, befiehlt die Herstellung der erhöhten Einsatzbereitschaft. Seite 3 von 3
Berlin-Wedding, 14. August 1961: Um die Flucht in den Westen zu verhindern, werden in einem Haus in der Bernauer Straße die Fenster zugemauert. Quelle: REGIERUNGonline/Klaus Lehnartz
Berlin-Wedding, 14. August 1961: Um die Flucht in den Westen zu verhindern, werden in einem Haus in der Bernauer Straße die Fenster zugemauert. Quelle: REGIERUNGonline/Klaus Lehnartz
15. August 1968. Das DDR-Propagandafoto soll die Zustimmung der Bevölkerung zum Mauerbau zeigen. Am Kontrollpunkt Heinrich-Heine-Straße werden Blumen und kleine Geschenke an Grenzposten überreicht. Quelle: Bundesarchiv/183-85471-0001/ Heidkamp
15. August 1968. Das DDR-Propagandafoto soll die Zustimmung der Bevölkerung zum Mauerbau zeigen. Am Kontrollpunkt Heinrich-Heine-Straße werden Blumen und kleine Geschenke an Grenzposten überreicht. Quelle: Bundesarchiv/183-85471-0001/ Heidkamp
Am 16. August 1961 findet in West-Berlin eine Großkundgebung gegen den Mauerbau statt. Die Enttäuschung über das Verhalten der Westmächte ist groß. Quelle: REGIERUNGonline/Siegmann
Am 16. August 1961 findet in West-Berlin eine Großkundgebung gegen den Mauerbau statt. Die Enttäuschung über das Verhalten der Westmächte ist groß. Quelle: REGIERUNGonline/Siegmann
Am 18. August 1961 wird in der Harzer Straße die Mauer errichtet. Quelle: REGIERUNGonline/Siegmann
Am 18. August 1961 wird in der Harzer Straße die Mauer errichtet. Quelle: REGIERUNGonline/Siegmann
Bundeskanzler Konrad Adenauer (Mitte) besichtigt am 22. August 1961 die Mauer (links: Hermann Höcherl, Bundesminister des Innern; 2. v. l.: Ernst Lemmer, Bundesminister für Gesamtdeutsche Fragen). Quelle: REGIERUNGonline/Rolf Unterberg
Bundeskanzler Konrad Adenauer (Mitte) besichtigt am 22. August 1961 die Mauer (links: Hermann Höcherl, Bundesminister des Innern; 2. v. l.: Ernst Lemmer, Bundesminister für Gesamtdeutsche Fragen). Quelle: REGIERUNGonline/Rolf Unterberg
Erich Honecker inspiziert Panzersperren. Als Sicherheitssekretär des ZK der SED ist er maßgeblich an der Organisation des Mauerbaus beteiligt. Quelle: Polizeihistorische Sammlung Berlin/Bild Nr. 204/61
Erich Honecker inspiziert Panzersperren. Als Sicherheitssekretär des ZK der SED ist er maßgeblich an der Organisation des Mauerbaus beteiligt. Quelle: Polizeihistorische Sammlung Berlin/Bild Nr. 204/61
Der Polizeipräsident Ostberlins Fritz Eikemeier, Stasichef Erich Mielke und Erich Honecker (v.l.n.r.) inspizieren Mauer. Quelle:Polizeihistorische Sammlung Berlin/Bild Nr. 242/61
Der Polizeipräsident Ostberlins Fritz Eikemeier, Stasichef Erich Mielke und Erich Honecker (v.l.n.r.) inspizieren Mauer. Quelle:Polizeihistorische Sammlung Berlin/Bild Nr. 242/61
Am 23. August 1961 winkt ein Brautpaar im Bezirk Berlin-Neukölln seinen Angehörigen im Osten zu. Quelle: REGIERUNGonline/Klaus Lehnartz
Am 23. August 1961 winkt ein Brautpaar im Bezirk Berlin-Neukölln seinen Angehörigen im Osten zu. Quelle: REGIERUNGonline/Klaus Lehnartz
September 1961, Blick aus dem Fenster einer Wohnung in der Ostberliner Wolliner Straße Nr. 21. Die provisorische Holzwand dient als Sichtblende für Westberliner und auf der anderen Seite als Propagandatafel für die Ostberliner. Die Mauer findet erst...
September 1961, Blick aus dem Fenster einer Wohnung in der Ostberliner Wolliner Straße Nr. 21. Die provisorische Holzwand dient als Sichtblende für Westberliner und auf der anderen Seite als Propagandatafel für die Ostberliner. Die Mauer findet erst im Laufe der Jahre das für sie typische Bild. Das Foto machte Lothar Polzin, ein Altphilologe am katholischen Sprachenseminar Schöneiche, aus der Wohnung seiner Schwiegermutter. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Lothar Polzin
Lothar Polzin fotografiert den Bau der Berliner Mauer heimlich. Im Bild: die Strelitzer Straße (später Egon-Schulz-Straße). Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Lothar Polzin
Lothar Polzin fotografiert den Bau der Berliner Mauer heimlich. Im Bild: die Strelitzer Straße (später Egon-Schulz-Straße). Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Lothar Polzin
Lothar Polzin fotografiert den Bau der Berliner Mauer heimlich. Im Bild: die Strelitzer Straße (später Egon-Schulz-Straße). Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Lothar Polzin
Lothar Polzin fotografiert den Bau der Berliner Mauer heimlich. Im Bild: die Strelitzer Straße (später Egon-Schulz-Straße). Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Lothar Polzin
Westberliner winken in Berlin-Wedding, Bernauer Straße, ihren Familienangehörigen hinter der Mauer in Berlin-Ost zu. Das Foto entstand am 17. September 1961. Quelle: REGIERUNGonline/Siegmann
Westberliner winken in Berlin-Wedding, Bernauer Straße, ihren Familienangehörigen hinter der Mauer in Berlin-Ost zu. Das Foto entstand am 17. September 1961. Quelle: REGIERUNGonline/Siegmann
Die Mauer teilt nicht nur eine Stadt, sondern auch ganze Familien. Am 20. Oktober winken Westberliner in der Bernauer Straße ihren Familienangehörigen im Osten zu. Quelle: REGIERUNGonline/Klaus Schütz
Die Mauer teilt nicht nur eine Stadt, sondern auch ganze Familien. Am 20. Oktober winken Westberliner in der Bernauer Straße ihren Familienangehörigen im Osten zu. Quelle: REGIERUNGonline/Klaus Schütz
20. November 1961: Blick auf den Mauerbau am Brandenburger Tor. Quelle: REGIERUNGonline/Klaus Schütz
20. November 1961: Blick auf den Mauerbau am Brandenburger Tor. Quelle: REGIERUNGonline/Klaus Schütz

Die Teilung Berlins wird mit der Gründung der beiden deutschen Staaten ab 1949 zum Dauerzustand. Die Westsektoren stehen unter der Hoheit der USA, Großbritanniens und Frankreichs. Der Ostsektor wird zur Hauptstadt der DDR erklärt. Zunächst bleiben die Sektorengrenzen offen. An den Kontrollpunkten und in den S- und U-Bahnen, die quer durch ganz Berlin fahren, muss man seinen Ausweis vorzeigen. Unregelmäßig werfen Volkspolizisten oder der Zoll einen Blick in Aktentaschen und Beutel, um zu beschlagnahmen, was sie als Schund- und Schmutzliteratur bewerten, oder um sogenannte Schieber dingfest zu machen.

In der Vier-Sektoren-Stadt treffen nicht nur die feindlichen Weltmächte aufeinander. Hier gibt es zwei Währungen, zwei Wirtschafts- und Rechtssysteme und vor allem zwei unvereinbare Weltanschauungen. Die DDR-Regierung sieht in vielem, was in West-Berlin geschieht, eine sittliche Gefährdung der eigenen Jugend. Dort wird Rock 'n' Roll getanzt, dort gibt es Tarzan- und Mickey-Mouse-Hefte zu kaufen, dort laufen Wildwestfilme im Kino. Gerade das macht West-Berlin für viele Jugendliche so anziehend. Und manche gehen im Westen auch zur Schule oder zur Universität.

Im Demokratischen Sektor – wie der Ostteil Berlins von der SED-Regierung bezeichnet wird – gilt die Ostmark, in West-Berlin die Westmark. In Westberliner Wechselstuben kann man zum Kurs von eins zu vier bis eins zu sieben tauschen. Das nutzen besonders die rund 50.000 Leute aus Ost-Berlin und Umgebung, die im Westteil der Stadt arbeiten. Umgekehrt gibt es auch Westberliner, die in Ost-Berlin ihrer Arbeit nachgehen.

Die sogenannten Grenzgänger, Anfang der 1960er Jahre circa 50.000 Menschen, werden für die SED zum Stein des Anstoßes: Sie verdienen im Westen und nutzen die sozialen Einrichtungen im Osten, lautet der Vorwurf. Sie profitieren vom „Schwindelkurs“, denn sie tauschen nicht zum offiziellen Kurs eins zu eins. Die Waren im Osten sind dadurch für sie erheblich billiger. Auch viele Westberliner nutzen diese Möglichkeit des günstigen Einkaufs. Noch vor dem Mauerbau versuchen die Ostbehörden dies zu unterbinden. Die SED beschließt, dagegen vorzugehen. Ab dem 20. Januar 1953 dürfen Lebensmittel und Industriewaren in der gesamten DDR und in Ost-Berlin nur noch gegen Vorzeigen des Personalausweises oder des Stammabschnittes der Lebensmittelkarte abgegeben werden; auch in Restaurants und Cafés ist der Personalausweis vorzuzeigen. Die SED-Propaganda macht die Grenzgänger und Schieber sogar verleumderisch für die erheblichen Versorgungsschwierigkeiten verantwortlich.

Entscheidung von Betonköpfen: Eine Mauer durch Deutschland

Doch der eigentliche Grund für den sich steigernden Unmut der DDR-Führung ist die permanente Abwanderung von Arbeitskräften durch das Schlupfloch West-Berlin. Gerade junge und qualifizierte Menschen suchen ihr Glück im Westen, wo der Wirtschaftsaufschwung herrscht. Will die DDR nicht untergehen, muss sie diesen Flüchtlingsstrom dringend stoppen.

In der Nacht zum 13. August 1961 riegeln die Nationale Volksarmee und Kampfgruppen die Sektorengrenze ab. In den folgenden Tagen errichten sie Sperranlagen. Von nun an wird auf Flüchtlinge scharf geschossen. Nach einigen Tagen der Duldung wird den Westberlinern der Zugang zum Ostteil der Stadt völlig verwehrt. Nicht nur Berlin ist endgültig geteilt, auch die bereits befestigte innerdeutsche Grenze wird weiter ausgebaut, bis sie undurchdringlich ist.

Die Verzweiflung und die Empörung in der DDR sind groß – besonders in Berlin. Auch die Westberliner wehren sich gegen die Teilung ihrer Stadt. Am 16. August protestieren 300.000 Menschen vor dem Schöneberger Rathaus, unter ihnen auch der damalige Bürgermeister der Stadt, Willy Brandt. Es herrscht eine bedrückende Endzeitstimmung, zumal die Westmächte nichts unternehmen. Ihre Sorge, aus dem kalten könne ein heißer Krieg werden, ist zu groß. Der amerikanische Präsident John F. Kennedy bringt es auf den Punkt: „Keine sehr schöne Lösung, aber tausendmal besser als Krieg.“

Aufzubegehren trauen sich nur die wenigsten. Dafür hat das DDR-Regime sie bereits zu stark eingeschüchtert. Und der Staat reagiert jetzt auf jeden Widerspruch mit verschärften Strafen.

Zitierempfehlung: „Mauerbau“, hrsg. v. Bundeszentrale für politische Bildung und Robert-Havemann-Gesellschaft e.V., letzte Änderung Juli 2019, www.jugendopposition.de/145359

 


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Johannes Rink widerspricht den verlogenen Reden der SED-Propagandisten am 13. August 1961, dem der Tag des Mauerbaus und seinem Geburtstag. Für diese ausgesprochene Wahrheit muss er für Jahre hinter Gitter. Weiter...

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