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Chronik

1971

Januar

Nach zehn Jahren Haft wird Michael Gartenschläger von der Bundesrepublik freigekauft. Er wurde wegen seiner Proteste gegen den Mauerbau 1961 zu einer lebenslangen Zuchthausstrafe verurteilt.

Die dritte Volkszählung der DDR ergibt: 17.053.699 Einwohner.

1971 verlassen 17.408 Menschen die DDR in Richtung Bundesrepublik.

Insgesamt zehn Mitglieder und drei Kandidaten des Politbüros schreiben an Leonid Breshnew einen Brief, in dem sie den „freiwilligen“ Rücktritt Walter Ulbrichts fordern.

Generalstreik in Stettin nach Aufdeckung von Morden der Staatsmacht an Teilnehmern früherer Proteste.

Der Telefonverkehr zwischen beiden Teilen Berlins wird nach 19-jähriger Unterbrechung wieder aufgenommen.

Februar

Das Bundeskriminalamt verhaftet 13 mutmaßliche Mitglieder der terroristischen Baader-Meinhof-Gruppe. Die führenden Köpfe der Gruppe können nicht ausfindig gemacht werden.

Der Ministerratsvorsitzende Willi Stoph schlägt dem Regierenden Bürgermeister von West-Berlin, Klaus Schütz, Verhandlungen über Besuchsmöglichkeiten von Westberlinern vor. (Am 6. März Beginn der Gespräche)

Die SPD verabschiedet einen Abgrenzungsbeschluss, der die Differenzen zum Kommunismus definiert.

März

Chile nimmt diplomatische Beziehungen zur DDR auf.

XXV. Parteitag der KPdSU. Nach dem Parteitag verkündet Leonid Breshnew Walter Ulbricht, dass er zurücktreten und dies als seine eigene Entscheidung darstellen soll.

Beginn der offiziellen Gespräche zwischen der Bundesrepublik und der Tschechoslowakei über die Normalisierung der Beziehungen beider Staaten.

April

Walter Ulbricht wird von Leonid Breschnew zum Rücktritt aufgefordert.

Die Sowjetunion bringt mit Saljut 1 die erste Raumstation ins Weltall.

Mai

16. Plenartagung des Zentralkomitees der SED: Erich Honecker löst Walter Ulbricht als Generalsekretär ab.

Die erste Auslandsreise von Erich Honecker als neuer SED-Chef führt nach Moskau.

Gustav Heinemann beendet seinen Staatsbesuch in Rumänien. Erstmals hat damit ein Bundespräsident offiziell ein sozialistisches Land besucht.

Zum ersten Mal organisiert der Berliner Rundfunk in Dresden ein Dixieland-Festival. Die Begeisterung ist so groß, dass dieses Ereignis nun jährlich veranstaltet wird.

Juni

VIII. Parteitag der SED. Erich Mielke wird Kandidat des Politbüros des Zentralkomitees der SED. Der VIII. Parteitag beschließt eine bessere Versorgung der Bevölkerung mit Konsumgütern.

Erich Honecker wird Vorsitzender des Nationalen Verteidigungsrats.

August

Treffen der Parteiführer der Warschauer-Pakt-Staaten auf der Krim. Behandelt werden die Folgen der Annäherung zwischen China und den USA für die Sicherheit der Sowjetunion.

Das Politbüro der SED und der Ministerrat stimmen dem vom RGW am 27. bis 29. Juli in Bukarest einstimmig beschlossenen „Komplexprogramm für die weitere Vertiefung und Vervollkommnung der Zusammenarbeit und Entwicklung der sozialistischen ökonomischen Integration der Mitgliedsländer des RGW“ zu. Sprengung der Rostocker Christuskirche.

Die Botschafter der USA, Großbritanniens, Frankreichs und der Sowjetunion einigen sich auf einen Vertragsentwurf für eine Berlin-Regelung, sie wird am 3. September unterzeichnet.

September

Unterzeichnung des Vier-Mächte-Abkommens über Berlin.

Im kanadischen Vancouver wird Greenpeace gegründet.

Willy Brandt wird als erster westlicher Regierungschef von Leonid Breschnew zu einem inoffiziellen Besuch auf der Krim empfangen. Man vereinbart, die gegenseitigen Beziehungen zu erweitern. Die Opposition in der Bundesrepublik behauptet, Willy Brandt führe Geheimverhandlungen über die deutsche Einheit und eine Neutralisierung der Bundesrepublik.

Eine Delegation unter Erich Honecker besucht Polen und unterschreibt dort einen Beschluss, den pass- und visafreien Reiseverkehr zwischen beiden Staaten einzuführen.

Oktober

Der Westberliner Dieter Beilig überwindet die West-Seite der Berliner Mauer, fordert Freiheit für Deutschland und wird von DDR-Grenzern festgenommen. Anschließend wird er hinterrücks erschossen.

Willy Brandt erhält den Friedensnobelpreis.

November

Christian Kunert am Keyboard. Quelle: Privatarchiv

Text

Scheinwahlen zur Volkskammer und den Bezirkstagen in der DDR. Es werden bei einer behaupteten Wahlbeteiligung von 98,48 Prozent angeblich 99,85 Prozent Zustimmung zum Wahlvorschlag erreicht. Die Verteilung der Sitze erfolgt wieder nach einem bereits vor der Wahl festgelegten Schlüssel.

In Bukarest unterzeichnen DDR und Rumänien ein Abkommen, das den gegenseitigen Reiseverkehr vereinfacht. Eine bestätigende Einladungsbescheinigung ist nicht mehr erforderlich.

In der Volkskammer werden erneut Walter Ulbricht zum Vorsitzenden des Staatsrats und Willi Stoph zum Vorsitzenden des Ministerrats gewählt. Erich Honecker wird Vorsitzender des Verteidigungsrats.

Dezember

Mit der Dienstanweisung 4/71 beginnt die Staatssicherheit mit einer flächendeckenden Kontrolle des Leistungssports in der DDR.

Das 4. Plenum des Zentralkomitees beschließt die Verstaatlichung noch halb staatlicher und privater Unternehmen.

In Bonn wird das Transitabkommen zwischen der DDR, der Bundesrepublik und West-Berlin unterzeichnet.


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