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Chronik

1952

Januar

1952 finden verschiedene Schauprozesse und Blitzverfahren gegen CDU-Mitglieder statt. Sowjetische Militärtribunale und DDR-Gerichte verurteilen Zehntausende Menschen wegen „antisowjetischer Propaganda“, „Verbreitung illegaler Hetzschriften“, „Gruppenbildung“ und anderer Aktivitäten zu Zwangsarbeit und hohen Zuchthausstrafen. Die DDR verlassen 182.393 Menschen in Richtung Bundesrepublik. Die Zahl der Bauern darunter ist sehr hoch. Im Herbst 1952 / Frühjahr 1953 kommt es deshalb zu einer Versorgungskrise in der DDR.

Die Volkskammer verabschiedet ein Wahlgesetz für eine Nationalversammlung auf der Basis freier gesamtdeutscher Wahlen und der Vier-Mächte-Kontrolle.

Die DDR verweigert der UN-Kontrollkommission für freie gesamtdeutsche Wahlen die Einreise.

Februar

Der Bundestag billigt das Wahlgesetz für eine verfassunggebende gesamtdeutsche Nationalversammlung.

Nachdem Georg VI., König von Großbritannien und Nordirland, gestorben ist, wird seine Tochter Elizabeth noch am gleichen Tag zur Königin Elizabeth II. proklamiert.

Gegen die Stimmen der SPD stimmt der Bundestag einem deutschen militärischen Beitrag bei voller internationaler Gleichberechtigung zu.

März

Die Sowjetunion unterbreitet den Westalliierten einen Entwurf zu einem Friedensvertrag („Stalin-Note“). Am 25. März werden in der Antwortnote Bedingungen formuliert, die die Sowjetunion nicht akzeptiert.

April

Ministerrat beschließt Verordnung über die Beschäftigung von Strafgefangenen.

Drei Wochen vor den für den 15. Oktober 1950 angesetzten Wahlen zur Volkskammer beginnen Jugendlichen aus Werder/Havel mit dem Abschießen von Flugblattraketen. Quelle: BStU

In Moskau werden Heiner Kuhfuß (22 Jahre), seine Schwester Johanna (24), Jochen Trübe (22) und Wilhelm Schwarz aus Werder/Havel hingerichtet. Ein Sowjetisches Militär-Tribunal hatte sie zum Tode verurteilt, da sie unter Anderem mit Flugblattraketen (Bild) gegen die undemokratischen Volkskammerwahlen vom Oktober 1950 protestierten.
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Der vom Politbüro bestätigte Abschlussbericht der Zentralen Parteikontrollkommission (ZPKK) spricht von 150.696 ausgeschlossenen oder gestrichenen Mitgliedern und Kandidaten der SED.

Mai

In Essen wird bei einer verbotenen Demonstration gegen die Wiederbewaffnung das Mitglied der in der Bundesrepublik verbotenen FDJ, Philipp Müller, von der Polizei erschossen. Am 12. Mai finden in der DDR deswegen Protestdemonstrationen statt. Am 16. Mai gibt es eine Protestdemo in Essen.

Unterzeichnung des Generalvertrags zwischen der Bundesrepublik und den drei Westalliierten in Bonn. Das Besatzungsstatut ist damit aufgehoben.

DDR-Regierung beschließt verschärfte Absperrmaßnahmen an der innerdeutschen Grenze.

Der Fernsprechverkehr zwischen Ost- und West-Berlin wird bis 1971 unterbrochen.

Die Außenminister Frankreichs, Italiens, der Benelux-Staaten und der Bundesrepublik unterzeichnen in Paris den Vertrag über die Europäische Verteidigungsbereitschaft (EVG).

Juni

Beginn der Aktion „Ungeziefer“: In der Sperrzone der DDR an der innerdeutschen Grenze lebende Bewohner werden zwangsumgesiedelt.

Die erste Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) wird im thüringischen Merxleben gegründet und alsbald auf Weisung der SED wieder aufgelöst.

Der Kirchentag der „Jungen Gemeinde“ in Lübbenau wird nach zuvor erteilter Genehmigung verboten.

Grundsteinlegung für das Notaufnahmelager Berlin-Marienfelde.

Juli

Gründung der Kasernierten Volkspolizei als Vorläufer der Nationalen Volksarmee.

Aus West-Berlin wird Walter Linse, Mitarbeiter beim Untersuchungsausschuss freiheitlicher Juristen, nach Ost-Berlin verschleppt. Der Menschenraub löst internationale Proteste aus.

Die 2. Parteikonferenz der SED proklamiert den „planmäßigen Aufbau des Sozialismus in der DDR“.

In der Sowjetunion werden 14 Todesurteile gegen das Jüdische Antifaschistische Komitee wegen angeblicher nationalsozialistischer und Spionage-Tätigkeit verhängt.

Die Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit (KgU) schickt 1.400 Ballons mit Flugblättern in die DDR.

Gesetz zur Neugliederung der fünf Länder in 14 Bezirke und Auflösung der Landesregierungen.

August

Gründung der Gesellschaft für Sport und Technik (GST) zur paramilitärischen und wehrsportlichen Erziehung und Ausbildung von Jugendlichen in der DDR.

In Moskau wird Günther Nawrocki (22 Jahre) aus Werder/Havel hingerichtet. Ein Sowjetisches Militär-Tribunal hatte ihn wegen seines Widerstandes gegen die undemokratischen Volkskammerwahlen vom Oktober 1950 zum Tode verurteilt.

Die Bundesrepublik wird Mitglied im Internationalen Währungsfond (IWF) und der Weltbank.

September

Unterzeichnung des Wiedergutmachungsabkommens, des so genannten Luxemburger Abkommens, mit Israel in Luxemburg.

Das Ministerium für Staatssicherheit richtet Postkontrollstellen für Briefe und Pakete zwischen beiden deutschen Staaten ein.

Der Deutsche Sportbund der Bundesrepublik beschließt den Abbruch der sportlichen Beziehungen mit der DDR.

Rumänien erhält eine kommunistische Verfassung nach stalinistischem Vorbild.

Der Ministerrat beschließt einen Gesetzesentwurf, mit dem die letzten noch geltenden Beschränkungen für ehemalige NSDAP-Mitglieder und Offiziere der Wehrmacht aufgehoben werden. Mit diesem Gesetz erhalten diese, sofern sie nicht wegen Kriegsverbrechen oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilt wurden, die vollen bürgerlichen und politischen Rechte zurück.

Oktober

Proteste und Streiks wegen Lohn- und Gehaltsfragen in der Industrie.

Erprobung der ersten britischen Atombombe auf den Monte-Bello-Inseln.

November

Die Vereinigten Staaten von Amerika zünden auf dem Atoll Eniwetok ihre erste Wassestoffbombe. Sie hat ein Vielfaches an Vernichtungswirkung einer Atombombe.

In Prag verurteilt der Staatsgerichtshof den früheren Generalsekretär der KPC, Rudolf Slansky, den früheren Außenminister Wladimir Clementis und acht weitere Angeklagte meist „jüdischer Herkunft“ als „trotzkistische Verräter und Feinde des Volkes“ zum Tode.

Dezember

In Ost-Berlin werden alle Fahrzeuge mit westdeutschen Kennzeichen beschlagnahmt.

In der DDR wird die Reisefreiheit von Einzelpersonen auf einen Umkreis von 100 Kilometer beschränkt.

Am Geburtstag von Josef Stalin startet der Deutsche Fernsehfunk sein öffentliches Versuchsprogramm mit zwei Stunden Sendezeit täglich. Mit dem Sendestart des öffentlichen Versuchsprogramms wird die aktuelle Kamera zur täglichen Nachrichtensendung im Deutschen Fernsehfunk.


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