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'And You Don't Stop' - HipHop in der DDR

Hahny
Hahny's Breakcrew, Streetdance in Meißen, 1986. Immer mit dabei: Linoleum-Matte und ein sorgsam gehüteter Kassettenrekorder. Quelle: Privatsammlung Heiko Hahnewald
Spray Time: ein Graffiti erregt die Aufmerksamkeit der Rostocker Staatssicherheit. Quelle: Privatsammlung Jörg Pribbenow
Spray Time: ein Graffiti erregt die Aufmerksamkeit der Rostocker Staatssicherheit. Quelle: Privatsammlung Jörg Pribbenow
Spray Time: Posieren vor dem Graffiti. Quelle: Privatsammlung Jörg Pribbenow
Spray Time: Posieren vor dem Graffiti. Quelle: Privatsammlung Jörg Pribbenow
Puma Schablone: mit Schablonen wie dieser fertigen HipHopper ihre eigene Puma-Kleidung. Damit provozieren die B-Boys, denn Marken symbolisieren den klassenfeindlichen Kapitalismus. Quelle: Privatsammlung Jörg Pribbenow
Puma Schablone: mit Schablonen wie dieser fertigen HipHopper ihre eigene Puma-Kleidung. Damit provozieren die B-Boys, denn Marken symbolisieren den klassenfeindlichen Kapitalismus. Quelle: Privatsammlung Jörg Pribbenow
Visitenkarte Crazy Seven: Um für Auftritte gebucht zu werden, machte Crazy Seven Werbung mit Visitenkarten. Quelle: Privatsammlung Jörg Pribbenow
Visitenkarte Crazy Seven: Um für Auftritte gebucht zu werden, machte Crazy Seven Werbung mit Visitenkarten. Quelle: Privatsammlung Jörg Pribbenow
Flyer für Rostocks 1. Funkdiskothek, 13. August 1988. Quelle: Privatsammlung Jörg Pribbenow
Flyer für Rostocks 1. Funkdiskothek, 13. August 1988. Quelle: Privatsammlung Jörg Pribbenow
Hahny, undatiertes Foto. Quelle: Privatsammlung Heiko Hahnewald
Hahny, undatiertes Foto. Quelle: Privatsammlung Heiko Hahnewald
Hahny
Hahny's Breakcrew, Streetdance in Meißen, 1986. Immer mit dabei: Linoleum-Matte und ein sorgsam gehüteter Kassettenrekorder. Privatsammlung Heiko Hahnewald
Hahny
Hahny's Breakcrew, Streetdance in Meißen, 1986. Immer mit dabei: Linoleum-Matte und ein sorgsam gehüteter Kassettenrekorder. Privatsammlung Heiko Hahnewald
Hahny, Urkunde für Amateurlizenz, 12. Oktober 1986. Quelle: Privatsammlung Heiko Hahnewald
Hahny, Urkunde für Amateurlizenz, 12. Oktober 1986. Quelle: Privatsammlung Heiko Hahnewald
Hahny, Amateurlizenz IIb, 22. Januar 1987. Quelle: Privatsammlung Heiko Hahnewald
Hahny, Amateurlizenz IIb, 22. Januar 1987. Quelle: Privatsammlung Heiko Hahnewald
Mit Puma-Kleidung auf einer sozialistischen Feier. Hahny
Mit Puma-Kleidung auf einer sozialistischen Feier. Hahny's Breakcrew bei ihrem Auftritt zur Weihnachtsfeier der Konditorei Zieger, Meißen, Dezember 1985. Quelle: Privatsammlung Heiko Hahnewald
Mit Puma-Kleidung auf einer sozialistischen Feier. Hahny
Mit Puma-Kleidung auf einer sozialistischen Feier. Hahny's Breakcrew bei ihrem Auftritt zur Weihnachtsfeier der Konditorei Zieger, Meißen, Dezember 1985. Quelle: Privatsammlung Heiko Hahnewald
Mit Puma-Kleidung auf einer sozialistischen Feier. Hahny
Mit Puma-Kleidung auf einer sozialistischen Feier. Hahny's Breakcrew bei ihrem Auftritt zur Weihnachtsfeier der Konditorei Zieger, Meißen, Dezember 1985. Quelle: Privatsammlung Heiko Hahnewald
Mit Puma-Kleidung auf einer sozialistischen Feier. Hahny
Mit Puma-Kleidung auf einer sozialistischen Feier. Hahny's Breakcrew bei ihrem Auftritt zur Weihnachtsfeier der Konditorei Zieger, Meißen, Dezember 1985. Quelle: Privatsammlung Heiko Hahnewald
Urkunde für Hahny als besten Solotänzer bei einem Wettbewerb im Jugendklubhaus Hoyerswerda am 7. Februar 1987. Quelle: Privatarchiv Heiko Hahnewald
Urkunde für Hahny als besten Solotänzer bei einem Wettbewerb im Jugendklubhaus Hoyerswerda am 7. Februar 1987. Quelle: Privatarchiv Heiko Hahnewald
Hahny, Siegerschärpe Leipziger Championship, Haus Auensee, 10. Novmeber 1988. Quelle: Privatsammlung Heiko Hahnewald
Hahny, Siegerschärpe Leipziger Championship, Haus Auensee, 10. Novmeber 1988. Quelle: Privatsammlung Heiko Hahnewald
TJ Big Blaster Electric Boogie (links) in Aktion, zusammen mit B-Boy Tommy Boy (rechts). Archiv Nico Raschick/"Here We Come"
TJ Big Blaster Electric Boogie (links) in Aktion, zusammen mit B-Boy Tommy Boy (rechts). Archiv Nico Raschick/"Here We Come"
TJ Big Blaster Electric Boogie (mitte) in Aktion. Archiv Nico Raschick/"Here We Come"
TJ Big Blaster Electric Boogie (mitte) in Aktion. Archiv Nico Raschick/"Here We Come"
Offiziell zugelassen - staatskritisch gerappt. Zulassung TJ Big Blaster Electric Boogie, 05. Juni 1989. Quelle: Privatsammlung TJ Big Blaster Electric Boogie
Offiziell zugelassen - staatskritisch gerappt. Zulassung TJ Big Blaster Electric Boogie, 05. Juni 1989. Quelle: Privatsammlung TJ Big Blaster Electric Boogie
Offiziell zugelassen - staatskritisch gerappt. Zulassung TJ Big Blaster Electric Boogie, 05. Juni 1989. Quelle: Privatsammlung TJ Big Blaster Electric Boogie
Offiziell zugelassen - staatskritisch gerappt. Zulassung TJ Big Blaster Electric Boogie, 05. Juni 1989. Quelle: Privatsammlung TJ Big Blaster Electric Boogie
Die wohl größte von Jugendlichen selbst organisierte Rap Veranstaltung in der DDR. Eintrittskarte, Rap I, Juli 1988 in Radebeul. Archiv Nico Raschick/"Here We Come"
Die wohl größte von Jugendlichen selbst organisierte Rap Veranstaltung in der DDR. Eintrittskarte, Rap I, Juli 1988 in Radebeul. Archiv Nico Raschick/"Here We Come"
Die wohl größte von Jugendlichen selbst organisierte Rap Veranstaltung in der DDR. Eintrittskarte, 2. DDR-offener Rap-Contest, 29. Juli 1989 in Radebeul. Archiv Nico Raschick/"Here We Come"
Die wohl größte von Jugendlichen selbst organisierte Rap Veranstaltung in der DDR. Eintrittskarte, 2. DDR-offener Rap-Contest, 29. Juli 1989 in Radebeul. Archiv Nico Raschick/"Here We Come"

HipHop ist eine der letzten Jugendkulturen, die sich in der DDR ausbreiten. Von 1983 bis 1990 existiert eine kleine aber unübersehbare Szene, die mit Breakdance, Rap, Graffiti und DJing den SED-Staat vor große Herausforderungen stellt. Mal geben sich die Jugendlichen politisch, mal unpolitisch, von außen aber werden sie immer politisiert.

Die HipHop-Welle

Die ersten HipHop-Sounds aus Amerika schwappen durch die Rundfunkwellen über den Eisernen Vorhang. RIAS, NDR und BR spielen Charts mit Rap-Songs, dem Soundtrack für einen neuen Tanz: Breakdance. Die passenden Bilder dazu liefert Thomas Gottschalks Sendung „Na Sowas“, und danach rollt eine HipHop-Welle durch das Land. Überall in der DDR, zuerst in größeren Städten mit Westempfang, schnell aber auch in kleineren Städten und dem „Tal der Ahnungslosen“, schließen sich nun B-Boys und Rapper zu Gruppen zusammen, die auch in der Öffentlichkeit breaken und rappen. Volkspolizei und Staatssicherheit sind sich zunächst unsicher, wie sie mit dieser neuen Jugendkultur umgehen sollen, und lösen öffentliche Auftritte grundsätzlich auf. Sie verweisen die Jugendlichen an die Kulturorganisationen, bei denen sie eine offizielle Förderung ihrer HipHop-Kultur erhalten können.

Beat Street

Am 14. Juni 1985 feiert der amerikanische HipHop-Film „Beat Street“ seine Premiere in der DDR. Auf einen Film wie diesen haben die jungen Fans nur gewartet: Die bunten Bilder der Breakdance-Bewegungen, DJ-Mixes, gereimten Raps und Graffiti-Styles, gepaart mit Auftritten echter Stars, faszinieren sie und motivieren sie zum Nacheifern. „Beat Street“ wird zur Erfahrung der HipHop-Generation in der DDR schlechthin.

Szenen und Events

Zwischen Rostock und Görlitz, Wolgast und Dessau vernetzen sich nun die regionalen Szenen miteinander. Neben privaten Besuchen finden auch offizielle HipHop-Veranstaltungen statt, die zwar formell vom Staat organisiert sind, aber auf die Initiative von HipHoppern zurückgehen, die sie auch inhaltlich prägen. So findet in Leipzig von 1985 bis 1989 der Leipziger Breakdance-Workshop statt, auf dem sich die besten Gruppen der Republik miteinander messen und Erfahrungen austauschen und auf dessen Ableger Leipziger Championship der 22-jährige Hahny im November 1988 als bester Solotänzer der DDR gekürt wird. Für Rapper und Graffiti-Künstler spielt der von TJ Big Blaster Electric Boogie organisierte Rap-Contest in Radebeul eine große Rolle.

Kontrollstrategien

HipHop in der DDR ist nicht verboten. Seine Ausübung soll aber kontrolliert, überwacht und gegebenenfalls, also z. B. bei nicht angemeldeten Auftritten in der Öffentlichkeit, eingedämmt werden. Staat und SED erfinden Strategien, mit denen sie HipHop fördern und gleichzeitig in die gewünschten Bahnen lenken wollen. Dazu gehören sowohl offizielle Einstufungen als Künstler, die es den HipHoppern erlauben, zu Veranstaltungen gebucht zu werden, als auch Partnerorganisationen, die als Sponsor das Training ermöglichen, aber auch Verhaftungen und Einschüchterungen von Volkspolizei und MfS. Formell mögen die staatlichen Akteure HipHop ihren Stempel aufdrücken. Doch entziehen sich die Bedeutungen, mit denen die Jugendlichen HipHop belegen, jeglicher Steuerung, wie es die Beispiele von TJ Big Blaster Electric Boogie und Jörg Pribbenow aus Rostock zeigen.

Ausklang

Viele Gruppen lösen sich nach dem Mauerfall auf. Einzelne Mitglieder suchen ihre Zukunft im Westen, die staatliche Förderung von Kultur entfällt. Die Szene macht in der Phase nach der Wiedervereinigung ein Tief durch. Doch viele Gruppen finden nach einer Orientierungsphase wieder zusammen, einzelne Akteure sind auch heute noch aktive HipHopper, beruflich wie auch privat. Ihre Erfahrung mit HipHop in der DDR, sagen sie, habe sie gelehrt, sich selbst in Szene zu setzen – eine gute Vorbereitung für das Leben in einer kapitalistischen Gesellschaft.

Zitierempfehlung: „HipHop in der DDR“, hrsg. v. Bundeszentrale für politische Bildung und Robert-Havemann-Gesellschaft e.V., letzte Änderung Dezember 2019, www.jugendopposition.de/145417

 


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