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Chronik

1975

Januar

Mitte der 1970er-Jahre beginnt nach kurzzeitiger Lockerung die neue kulturelle Eiszeit. Es hagelt Verbote in der Jugend- und Kulturpolitik. Bettina Wegners Veranstaltungsreihe „Eintopp“ ist kein Einzelfall. Die Veranstaltungsreihe existiert bis zum Jahr 1975 im „Haus Der Jungen Talente“ in Berlin.
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Die Bundesrepublik Deutschland darf gegen Devisen Müll auf DDR-Deponien abladen.

Das Reisebüro „Jugendtourist“ wird von der FDJ speziell für junge Leute eingerichtet. Die Sonntags-Ausgaben aller DDR-Zeitungen werden aus Papiermangel eingestellt.

1975 verlassen 16.285 Menschen die DDR in Richtung Bundesrepublik.

Die Polizei zerschlägt eine Verlobungsfeier in einem von Jugendlichen besetzten Abrisshaus in der Jenaer Gartenstraße. Es kommt zu 15 vorläufigen Festnahmen. Nach Beschwerden über die Brutalität der Polizei an den Staatsrat und an die Lokalzeitung werden vier Jugendliche im Schnellverfahren abgeurteilt.

Deutsch-tschechoslowakisches Abkommen über wirtschaftliche, industrielle und technologische Zusammenarbeit.

Das Protokoll für den Warenaustausch mit der UdSSR wird unterzeichnet.

Februar

Terroristen der „Bewegung 2. Juni“ entführen in West-Berlin den Vorsitzenden der Berliner CDU, Peter Lorenz. Sie verlangen die Freilassung von sechs inhaftierten Terroristen. Horst Mahler lehnt seine Freipressung ab. Am 3. März werden die anderen fünf Terroristen in Begleitung von Pfarrer Heinrich Albertz in den Jemen geflogen. Am 5. März kommt Peter Lorenz frei.

März

Erstes Treffen des Europäischen Rats in Dublin.

Als erstes westliches Land erkennt Österreich eine eigene Staatsbürgerschaft für die DDR an.

Harry Tisch wird Nachfolger des verstorbenen Herbert Warnke als Chef des Freien Deutschen Gewerkschaftsbunds.

In Wyhl findet die erste große Demonstration gegen ein geplantes Atomkraftwerk statt. Der Bauplatz wird von Tausenden Demonstranten besetzt. Sie errichten ein Hüttendorf.

April

Erster Spatenstich für die größte Plattenbausiedlung der DDR in Berlin-Marzahn.

Das Zentralkomitee der SED, der Staatsrat und der Ministerrat beschließen zum 30. Jahrestag der Befreiung, den 9. Mai 1975 als Staatsfeiertag zu begehen. Von 1950 bis 1965 ist der 8. Mai gesetzlicher Feiertag. Er wird im Zuge der Einführung der Fünf-Tage-Woche zusammen mit anderen Feiertagen wieder normaler Arbeitstag.

Terroristen des Kommandos „Holger Meins“ dringen in die deutsche Botschaft in Stockholm ein. Sie ermorden zwei Botschaftsangestellte. Sie wollen Gudrun Ensslin, Ulrike Meinhof, Holger Meins, Jan-Carl Raspe und andere frei pressen. Die schwedische Polizei kann sie festnehmen. Der Prozess gegen Gudrun Ensslin, Andreas Baader, Ulrike Meinhof, Holger Meins und Jan-Carl Raspe beginnt am 21. Mai in Stuttgart.

Die erste Baukolonne der DDR reist zum Bau der „Drushba-Trasse“ in die Sowjetunion, ein 550 Kilometer langer Bauabschnitt einer insgesamt 2.750 Kilometer langen Erdgasleitung aus der Sowjetunion bis nach Schwedt/Oder.

Mai

Banken aus Italien und Frankreich dürfen als erste West-Banken in Ost-Berlin eröffnen.

Ein fünfjähriger Junge ertrinkt in der Spree, nachdem DDR-Grenzer der Westberliner Feuerwehr Rettungsmaßnahmen untersagt haben.

Juni

Das Politbüro der SED berät ein Szenario zur Ausbürgerung von Robert Havemann.

Juli

Gemeinsame Mitteilung des SED-Politbüros und des Ministerrats über die Bevollmächtigung Erich Honeckers, die Schlussakte der KZSE zu unterzeichnen.

Abschlusskonferenz der KSZE in Helsinki; Unterzeichnung der KSZE-Schlussakte zur Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa über Wirtschaft, Wissenschaft und Menschenrechtsfragen. Erich Honecker und Helmut Schmidt kommen erstmals zu Gesprächen zusammen.

August

Befehl zur Bildung der Zentralen Koordinierungsgruppe (ZKG) im Ministerium für Staatssicherheit zur Bekämpfung von West-Fluchten und Ausreiseanträgen.

September

Der IG-Metall Funktionär Heinz Dürrbeck wird unter dem Verdacht der Spionage für die DDR festgenommen. Der DGB zieht deshalb ein bereits zugesagtes Gespräch mit dem FDGB zurück.

Christian Kunert am Keyboard. Quelle: Privatarchiv

Die bekannte Rock-Band Renft wird verboten. Christian Kunert ist seit 1971 Keyboarder der Band. Gerulf Pannach, seinem Musikerkollegen, ist schon vorher ein Auftrittsverbot erteilt worden. Beide reisen am 26. August zusammen mit Jürgen Fuchs nach West-Berlin aus.
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Oktober

Neuer Vertrag über Freundschaft, Zusammenarbeit und gegenseitigen Beistand mit der Sowjetunion.

Vereinbarungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Polen über die Ausreise von 125.000 Deutschen aus Polen und über die Gewährung eines Milliardenkredits durch die Bundesrepublik.

Start zur ersten Ostseerundfahrt des Passagierschiffs des Freien Deutschen Gewerkschaftsbunds, „Arkona“.

Internationaler Frauen-Weltkongress in Ost-Berlin mit 2.000 Teilnehmerinnen aus 135 Ländern.

Im Ministerrat wird die staatliche Auszeichnung „Held der Deutschen Demokratischen Republik“ für Verdienste um die DDR beschlossen.

Helmut Schmidt besucht China. Dort sichert man ihm Unterstützung in der Opposition gegen die dauerhafte Teilung der deutschen Nation zu.

November

Zum ersten Mal tritt der Weltwirtschaftsgipfel zusammen. Die Regierungschefs aus USA, Großbritannien, Frankreich, Japan, Italien und der Bundesrepublik treffen sich in Paris. Kanada kritisiert, dass es nicht eingeladen ist.

Dezember

Das ZDF startet die Sendereihe „Hilferufe von drüben“.

Der in der DDR akkreditierte Spiegel-Korrespondent Jörg Mettke wird wegen „grober Verleumdung“ aus Ost-Berlin ausgewiesen.

Deutsch-deutsches Abkommen über Transitstrecken nach West-Berlin.


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