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Chronik

1958

Januar

1958 verlassen 204.092 Menschen die DDR.

Die „Römischen Verträge“ über die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und die Europäische Atomgemeinschaft (EURATOM) treten in Kraft.

Das Ministerium für Kultur ordnet an, die Erscheinungen der „westlichen Dekadenz“ in der Unterhaltungs- und Tanzmusik in der DDR zu bekämpfen.

Auf der 35. Tagung des Zentralkomitees der SED werden die Funktionäre Karl Schirdewan, Ernst Wollweber und Fred Oelßner ihrer Ämter enthoben. Sie hatten sich für Liberalisierungen eingesetzt. Erich Honecker wird Mitglied des Sekretariats des Zentralkomitees und des Politbüros der SED.

In der ungarischen Hauptstadt Budapest beginnt der Geheimprozess gegen den früheren ungarischen Ministerpräsidenten Imre Nagy und andere – Todesurteile werden verhängt.

Der USA gelingt mit dem Abschuss des „Explorer 1“ erstmals der Start eines Erdsatelliten.

Februar

Die Volkskammer beschließt die Umstrukturierung des Staatsapparats: Der Wirtschaftsrat wird durch die „Staatliche Plankommission“ ersetzt, die Vereinigungen Volkseigener Betriebe (VVB) werden neu organisiert und der „Staatlichen Plankommission“ unterstellt. Die Industrieministerien werden aufgelöst.

Abschlussfoto der Abiturklasse an der Eisenberger Oberschule 1955. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft

Das Ministerium für Staatssicherheit verhaftet Thomas Ammer und andere Initiatoren der Widerstandsgruppe Eisenberger Kreis.
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3. Hochschulkonferenz der SED statuiert Kontrolle der Gremien durch SED- beziehungsweise FDJ-Funktionäre.

März

Konstituierende Sitzung des Europäischen Parlaments in Straßburg, als gemeinsames Organ von Montanunion, Europäischer Wirtschaftsgemeinschaft und Europäischer Atomgemeinschaft.

Der Bundestag beschließt die Ausstattung der Bundeswehr mit Atomwaffen im Rahmen der NATO, falls es nicht zu einer allgemeinen Abrüstungsvereinbarung kommt.

April

Über 1.000 Teilnehmer nehmen in London am ersten Ostermarsch gegen nukleare Aufrüstung teil.

Massenkundgebungen der Aktion „Kampf dem Atomtod“ gegen die Ausrüstung der Bundeswehr mit Kernwaffen in mehreren Großstädten der Bundesrepublik.

Auf der Synode der Evangelischen Kirche Deutschlands wird die Aktion Sühnezeichen als gesamtdeutsche Organisation gegründet. Tagungsorte der Synode sind Spandau und Weißensee.

Mai

Warschauer Pakt beschließt den Abzug sowjetischer Truppen aus Rumänien.

Abschaffung der Lebensmittelkarten in der DDR.

Juni

Hinrichtung des ehemaligen ungarischen Premiers Imre Nagy wegen „konterrevolutionären Verhaltens“. Sein Tod löst weltweit Empörung aus.

Juli

Das 1957 verabschiedete Gesetz über die Gleichberechtigung von Mann und Frau tritt in Kraft.

Auf dem V. Parteitag der SED verkündet Walter Ulbricht zehn Gebote der sozialistischen Moral und Ethik. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft

Auf dem V. Parteitag der SED veröffentlicht Walter Ulbricht die „10 Gebote für den neuen sozialistischen Menschen“. Es wird der „Sieg der sozialistischen Produktionsverhältnisse“ als Hauptaufgabe aller Parteien und Massenorganisationen der DDR festgelegt. Des weiteren fasst die Partei den Beschluss, den Lebensstandard der Bundesrepublik bis 1961 zu überflügeln.
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In Washington, USA, wird die Luft- und Raumfahrtbehörde NASA (National Aeronautics and Space Administration) gegründet.

September

Noten der Regierung der DDR an die Vier Siegermächte und an die Bundesrepublik über die Bildung einer Vier-Mächte-Kommission für die Vorbereitung eines Friedensvertrags mit Deutschland.

Der erste Prozess gegen Mitglieder des Eisenberger Kreises findet statt. In drei weiteren Prozessen (bis zum 14.10.1958) werden vor dem Bezirksgericht Gera 24 Angeklagte wegen Staatsverrates zu insgesamt 114 Jahren Zuchthaus verurteilt. Die Haftstrafen liegen zwischen eineinhalb und 15 Jahren.

Oktober

Papst Pius XII. stirbt in Rom, sein Nachfolger wird Papst Johannes XXIII. (1881 bis 1963).

Walter Ulbricht erklärt Ost-Berlin zum Hoheitsgebiet der DDR.

Genfer Konferenz der drei Atommächte USA, UdSSR und Großbritannien über die Einstellung der Kernwaffenversuche.

November

Bei den „Wahlen“ zur Volkskammer und zu den Bezirkstagen in der DDR erhalten die Einheitslisten 99,7 Prozent der Stimmen.

Die Sowjetunion kündigt das Besatzungsstatut für Groß-Berlin auf und fordert eine entmilitarisierte „Freie Stadt West-Berlin“ innerhalb von sechs Monaten. Im Fall der Nichterfüllung würden die sowjetischen Berlin-Rechte an die DDR übertragen werden (Erstes Berlin-Ultimatum).

Dezember

Die Volkskammer beschließt die Auflösung der Länderkammer in der DDR. Die Länder waren bereits 1952 aufgelöst und durch Bezirke ersetzt worden.

Die USA, Großbritannien und Frankreich protestieren in gleich lautenden Noten gegen das Berlin-Ultimatum der Sowjetunion (Nikita S. Chruschtschows vom 27. November). Das Statut der Stadt soll nur im Zusammenhang mit der Deutschlandfrage erörtert werden.


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