1948 werden von Sowjetischen Militärtribunalen in Ost-Berlin, Sachsen-Anhalt, Weimar, Jena, Leipzig und Zwickau oppositionelle CDU- und SPD-Mitglieder, Mitglieder von Widerstandsgruppen sowie Studenten zu Strafen bis zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt.
Chronik
1948
Januar
In Sachsen wird ein Gesetz über die Enteignung der Banken verabschiedet, dem sich die anderen Länder der Sowjetischen Besatzungszone anschließen.
Ermordung von Mahatma Gandhi.
Februar
In der Tschechoslowakei putscht die kommunistische Partei und übernimmt die Macht.
Etwa drei Millionen Arbeiter der Bizone streiken wegen der schlechten Ernährungslage.
SMAD-Befehl Nr. 32: Zusammenfassung aller Zentralverwaltungen (außer Inneres, Justiz, Gesundheitswesen und Volksbildung) in der ständigen Wirtschaftskommission.
Zwangsvereinigung von kommunistischer und sozialdemokratischer Partei in Rumänien.
Erste Sitzungsperiode der Londoner Sechs-Mächte-Konferenz, zu der die Sowjetunion nicht eingeladen wird: Die drei Westalliierten und die Benelux-Staaten empfehlen die Schaffung eines bundesstaatlichen Systems in Westdeutschland sowie dessen Einbeziehung in den Marshallplan und die Ruhrkontrolle.
Offizielles Ende der Entnazifizierung in der Sowjetischen Besatzungszone.
März
Ludwig Erhard wird zum Direktor der Wirtschaftsverwaltung der Bizone gewählt.
In Ost-Berlin tagt der 2. Deutsche Volkskongress mit Delegierten aus Ost- und Westdeutschland. Er bezeichnet sich als einzige legitime Vertretung Gesamtdeutschlands.
Großbritannien, Frankreich und die Benelux-Staaten schließen das erste europäische Nachkriegsbündnis, den Brüsseler Vertrag. Diese „West-Union“ richtet sich erstmals gegen die Politik der UdSSR und nicht mehr gegen Deutschland. Sie regelt neben der kollektiven Selbstverteidigung die wirtschaftliche, soziale und kulturelle Zusammenarbeit.
Sowjetische Vertreter verlassen den Alliierten Kontrollrat, der damit arbeitsunfähig wird.
April
Beginn der „kleinen“ Berlin-Blockade: Sowjetische Inspektionen behindern den Verkehr von und nach Berlin.
Relegierung von Otto Stolz, Otto Hess und Joachim Schwarz von der Humboldt-Universität in Ost-Berlin durch die Zentralverwaltung für Volksbildung. Diese ist ein Auslöser für die Gründung der Freien Universität in West-Berlin (Dahlem) am 4. Dezember 1948.
16 Mitgliedsstaaten des Rats für Wirtschaftliche Zusammenarbeit in Europa einigen sich auf die Inanspruchnahme der Wiederaufbauhilfe durch den Marshallplan und gründen die Organization for European Economic Cooperation (OEEC).
SMAD-Befehl Nr. 64: Bestätigung der von der deutschen Wirtschaftskommission vorgelegten Listen der zu enteignenden Betriebe und ihrer Überführung in „Volkseigentum“.
Zweite Sitzungsperiode der Londoner Sechs-Mächte-Konferenz der drei westlichen Siegermächte und der Benelux-Staaten: Beschluss, dem deutschen Volk zu ermöglichen „auf der Basis einer freien und demokratischen Regierungsform“ seine Einheit wiederherzustellen und allmählich „volle Regierungsverantwortung“ zu übernehmen. Ermächtigung der westdeutschen Ministerpräsidenten, eine „verfassungsgebende Versammlung“ einzuberufen. Die empfohlene Einsetzung einer internationalen Ruhrkontrollbehörde und einer militärischen Sicherheitsbehörde sollen vor allem französische Vorbehalte zerstreuen.
Gründung der Vereinigung Volkseigener Betriebe (VVB) in der Sowjetischen Besatzungszone.
Gründung der Demokratischen Bauernpartei Deutschlands (DBD).
Mai
Beschluss des Sekretariats der Deutschen Wirtschaftskommission zur Bildung eines Ausschusses zum Schutze des Volkseigentums unter Leitung von Erich Mielke. Die Kader dieser Institution, die über nachgeordnete Ausschüsse in den fünf Ländern verfügt, werden später in das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) eingegliedert.
Proklamation der Unabhängigkeit des Staats Israel und Beginn des ersten Arabisch-Israelischen Kriegs.
Gründung der National-Demokratischen Partei Deutschlands (NDPD).
Juni
Die Sechs-Mächte-Konferenz in London endet mit einer Entschließung zur Bildung einer westdeutschen Bundesregierung.
In den drei Westzonen – bis auf die Westsektoren Berlins – beginnt die Währungsreform. Aus den USA werden in größter Heimlichkeit 500 Tonnen Geldscheine in alle Teile Westdeutschlands verbracht. Die Deutsche Mark (D-Mark) wird eingeführt.
Die Währungsreform am 20. Juni 1948 (Einführung der D-Mark in den westlichen Besatzungszonen und West-Berlin) manifestiert die wirtschaftliche Teilung Deutschlands in West und Ost.
Währungsreform in der Sowjetischen Besatzungszone und Ost-Berlin. Laut SMAD-Befehl Nr. 111 soll die neue Währung nicht nur im Ostsektor Berlins, sondern auch in West-Berlin gelten. Die drei westlichen Stadtkommandanten erklären den Befehl für West-Berlin nicht gültig und führen am 24. Juni die D-Mark in West-Berlin ein.
Treffen der Warschauer Acht-Mächte-Konferenz, bestehend aus der Sowjetunion, Albanien, Bulgarien, Jugoslawien, Polen, Rumänien, Tschechoslowakei und Ungarn. Kritisiert werden die Versuche der Westmächte zur „Spaltung Deutschlands“ und die Gefährdung der „Oder-Neiße-Friedensgrenze“. Gefordert wird die Einhaltung der Potsdamer Beschlüsse zur Errichtung einer gesamtdeutschen Regierung und der Abschluss eines Friedensvertrags.
Auf den gescheiterten Versuch, die Westsektoren Berlins in ihre Währungsreform einzubinden, beginnt die SMAD mit der Großblockade der Berliner Westsektoren zu Lande und zu Wasser. Einführung der D-Mark in den Westsektoren Berlins.
Mit der Abriegelung aller Zufahrtswege nach West-Berlin zu Lande und zu Wasser durch die sowjetische Besatzungsmacht beginnt die Berlin-Blockade.
Beginn der britisch-amerikanischen Luftbrücke zur Versorgung West-Berlins mit Waren und Lebensmitteln.
Juli
Die Westalliierten übergeben den Auftrag zur Gründung der Bundesrepublik. In Frankfurt werden den Ministerpräsidenten der Länder der Westzonen die Beschlüsse der Londoner Außenministerkonferenz in drei Dokumenten überreicht. Sie werden aufgefordert, eine Verfassung zu erarbeiten. Sie sollen die Neugründung eines Westdeutschen Staats vorbereiten, was vorerst wenig Begeisterung auslöst.
Die SMAD stellt bewaffnete Volkspolizei-Einheiten in der Sowjetischen Besatzungszone auf.
Die Westalliierten fordern von der Sowjetunion ultimativ das Recht auf freien Zugang nach Berlin gemäß der gemeinsamen alliierten Vereinbarung vom 5. Juni 1945.
Eine sowjetische Note spricht den Westmächten das von ihnen beanspruchte Recht auf freien Zugang nach Berlin ab; sie bezeichnet die Stadt als Teil der Sowjetischen Besatzungszone.
Eine sowjetische Note spricht den Westmächten das von ihnen beanspruchte Recht auf freien Zugang nach Berlin ab; sie bezeichnet die Stadt als Teil der Sowjetischen Besatzungszone.
Innerhalb der Deutschen Volkspolizei (VP) werden kasernierte Bereitschaften aufgestellt.
August
Durch Einbeziehung der französischen Besatzungszone – mit Ausnahme des Saargebiets – wird die Bizone zur „Trizone“.
Die ersten Wechselstuben werden von privaten Bankfachleuten im britischen Sektor Berlins eröffnet. Der Wechselkurs beträgt für eine D-Mark (West) 2,20 Mark (Ost).
In Rumänien werden die Rechte der Kirche durch das Kulturgesetz eingeschränkt.
Erich Nehlhans, erster Nachkriegsvorsitzender der Jüdischen Gemeinde Berlins, wird vom sowjetischen Geheimdienst verhaftet und zu 25 Jahren Arbeitslager verurteilt. Er verstirbt in sowjetischer Haft.
Der Landtag von Nordrhein-Westfalen verabschiedet einen Gesetzentwurf zur Verstaatlichung des Kohlebergbaus; die britische Militärregierung lehnt das Gesetz ab.
Auf der Insel Herrenchiemsee in Oberbayern tagt ein Vorausschuss des Parlamentarischen Rats. Es werden Grundzüge des Grundgesetzes erarbeitet. Die Materialien dienen dem Parlamentarischen Rat als Grundlage.
September
Konstituierung des Parlamentarischen Rats in Bonn. Einschränkung der Demontagen in den westlichen Besatzungszonen. Auflösung des Zonenbeirats in der britischen und des Länderrats in der amerikanischen Besatzungszone.
In Berlin stören kommunistische Demonstranten erneut die Stadtverordnetenversammlung. Die nichtkommunistischen Abgeordneten treten am Abend in einem Gebäude der Technischen Universität im britischen Sektor zusammen.
250.000 Berliner protestieren vor der Reichstagsruine in West-Berlin gegen die Störung der Stadtverordnetenversammlung durch die SED. Ernst Reuter spricht die legendären Worte: „Ihr Völker der Welt (...) schaut auf diese Stadt!“. Nach Abschluss der Kundgebung geraten in den Ostsektor zurückströmende Demonstranten in Auseinandersetzungen mit der Volkspolizei, die Schusswaffen einsetzt. Eine Kugel trifft den 15-jährigen Falken Wolfgang Scheunemann aus Berlin-Tiergarten tödlich.
Wahl Konrad Adenauers zum Präsidenten des Parlamentarischen Rats.
Einrichtung einer Zentralen Parteikontrollkommission (ZPKK) durch die SED.
Oktober
Der Bergarbeiter Adolf Hennecke aus Zwickau übertrifft laut offiziellen Angaben in einer Sonderschicht das Förderungssoll für Bergarbeiter in der Sowjetischen Besatzungszone um 380 Prozent: Beginn der Aktivistenbewegung in der Sowjetischen Besatzungszone.
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In West-Berlin wird auf einer Veranstaltung verschiedener Organisationen über die Verhältnisse in den sowjetischen Speziallagern berichtet. Es beginnen Vorbereitungen zur Gründung der Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit (KgU). Für verschwundene Menschen wird eine Suchkartei eingerichtet. Am 23. April 1949 wird die KgU, die von West-Berlin aus arbeitet, von den Westalliierten als Organisation zugelassen.
November
Die Handelsorganisation Freier Länder (HO) wird als staatliches Unternehmen in der Sowjetischen Besatzungszone eröffnet. Der private Einzelhandel wird zunehmend zurückgedrängt.
Mehr als neun Millionen Menschen beteiligen sich an einem 24-stündigen Proteststreik, zu dem die Gewerkschaften der Westzonen aufrufen.
In der Sowjetischen Besatzungszone werden die Betriebsräte den Betriebsgewerkschaftsleitungen (BGL) angeschlossen und aufgelöst.
Spaltung der Stadtverwaltung Berlins: Auf einer von der SED einberufenen außerordentlichen Stadtverordnetenversammlung in der Deutschen Staatsoper wird der 1946 gewählte Magistrat für abgesetzt erklärt; es wird ein „provisorischer Magistrat“ gebildet. Friedrich Ebert (SED) wird zum Oberbürgermeister gewählt.
Dezember
Gründung der Freien Universität Berlin in West-Berlin als Alternative zur kommunistisch dominierten Humboldt-Universität.
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Günter Schlierf und Horst Glanck, Mitglieder der SPD - nahen Jugendorganisation Die Falken, werden in Ost-Berlin beim Verbreiten von Plakaten und Flugblättern verhaftet.
Wahlen zu Stadt- und Bezirksverordnetenversammlungen in Berlin. Im Ostsektor werden sie verboten. An den Wahlen beteiligen sich trotz des Boykotts der SED und sowjetischer Drohungen 86 Prozent der Bevölkerung der Westsektoren. Das Wahlergebnis: SPD: 64,5 Prozent; CDU: 19,4 Prozent; LDP: 16,1 Prozent. Die SMAD erklärt den am 30. November von einer außerordentlichen Stadtverordnetenversammlung gewählten Magistrat zur einzig legitimen Regierung Berlins. Die in West-Berlin gewählte Stadtverordnetenversammlung wählt Ernst Reuter (SPD) zum Bürgermeister. Amtssitz des West-Berliner Magistrats wird das Schöneberger Rathaus.
Die Vollversammlung der Vereinten Nationen verabschiedet die 30 Artikel umfassende Deklaration der Menschenrechte.
Gründung der SED-gesteuerten Kinderorganisation Junge Pioniere.
Konstituierung der Drei-Mächte-Kommandantur der Westalliierten in West-Berlin.
In Tokio werden sechs Militärs und ein Zivilist als Kriegsverbrecher gehängt.
Beschluss des Politbüros der KPdSU zur Bildung des MfS-Vorläufers „Hauptverwaltung zum Schutz der Volkswirtschaft“.
In London unterzeichnen die westlichen Siegermächte und die Benelux-Staaten das Ruhrstatut, mit dem das Ruhrgebiet der Kontrolle einer „Internationalen Ruhrbehörde“ unterworfen wird. Die Sowjetunion wird von der Ruhrkontrolle ausgeschlossen.