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Biografie Rainer Müller

DDR-Opposition

geb. am 26.09.1966 in Borna bei Leipzig

Aufgewachsen ist er in Benndorf bei Leipzig, wo er sich schon als Jugendlicher in der Kirche engagiert. Er nimmt nicht an der Jugendweihe teil, ist aktiv in der Jungen Gemeinde, Küster in seinem Dorf und mit 18 schon im Kirchenvorstand. In der neunten Klasse, als er 15 Jahre alt ist, eskalieren die Konflikte in der Schule, weil er den Aufnäher „Schwerter zu Pflugscharen“ trägt. Wegen seiner oppositionellen Haltung wird er nicht zum Abitur zugelassen.

1983
beginnt er eine Maurerlehre im Tiefbaukombinat in Leipzig, ist Klassenbester, soll aber keinen Abschluss machen dürfen, weil er die Unterschrift unter eine Zustimmungserklärung zur Nachrüstung, die von der Klasse abgefordert wird, verweigert. Den Facharbeiterbrief erhält er schließlich doch, findet jedoch im Lehrbetrieb keine Anstellung – unter anderem wegen seiner ablehnenden Haltung zum Staat. So arbeitet er zunächst als Betriebshandwerker in kirchlichen Einrichtungen in Borna.

1984
beantragt er den waffenlosen Wehrdienst als Bausoldat und entschließt sich 1986 sogar zur Totalverweigerung des Militärdienstes.

1986
vor der Totalverweigerung besteht er die Sonderreifeprüfung für Theologiestudenten an der Betriebsakademie der Leipziger Karl-Marx-Universität. Wegen seiner Wehrdienstverweigerung wird ihm die Studienzulassung wieder entzogen.

1987 bis 1988 studiert er über den zweiten Bildungsweg an der staatlich nicht anerkannten kirchlichen Hochschule am Theologischen Seminar in Leipzig. Dort wird er wegen seiner Kritik, die er im Rahmen der Friedensgebete am SED-freundlichen Kirchenkurs übt, exmatrikuliert.

1985 bis 1987
ist Rainer Müller einer der Herausgeber der Samisdat-Zeitschrift Namenlos.

seit 1986
hat er engeren Kontakt zur Initiative Frieden und Menschenrechte (IFM).

ab 1987
engagiert er sich im Arbeitskreis Solidarische Kirche, in der Umweltgruppe Borna und in der Arbeitsgruppe Menschenrechte um Pfarrer Christoph Wonneberger.

1988 bis 1989 ist er Mitglied im Arbeitskreis Gerechtigkeit, der auch Kontakte zur Charta 77 in der CSSR unterhält.

ab 1988
gründet er den Sonnabendskreis – als Reaktion auf die Verhaftungen während der Luxemburg-Liebknecht-Gedenkdemonstration im Januar in Berlin. Der Sonnabendkreis bemüht sich um die Vernetzung der Oppositionsgruppen in der DDR. Daraus entsteht die Arbeitsgruppe zur Situation der Menschenrechte in der DDR, in der er weiter mitarbeitet.

1990
ist er im DDR-Sprecherrat der IFM, die 1991 im Bündnis 90 aufgeht.

1993
tritt er zum Neuen Forum über, wo er heute noch aktiv ist.

Heute lebt Rainer Müller in Leipzig und studiert Mittelalterliche und Neuzeitliche Geschichte. Er ist weiterhin in verschiedenen gesellschaftspolitischen Gruppen engagiert und leitet das IFM-Archiv Sachsen e. V., das die Geschichte des Widerstands gegen die SED-Diktatur erforscht.


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