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Neues Forum

Der am 10. September 1989 veröffentlichte Aufruf „Aufbruch 89Neues Forum“ ist der letzte Tropfen, der das Fass DDR zum Überlaufen bringt. Dieser kurze Text, der die Bildung einer „politischen Plattform“ bekannt gibt, wird zur Initialzündung für Hunderttausende von DDR-Bürgern, ihr Schweigen zu brechen. Sie finden den Mut, sich endlich einzumischen. Mit ihrer Unterschrift unter dem Aufruf, mit Demonstrationen und mit Protestschreiben fordern sie die Zulassung des Neuen Forums.

Michael Arnold, Bärbel Bohley, Jens Reich, Rolf Henrich, Sebastian Pflugbeil, Reinhard Schult und andere Gründungsmitglieder wollen den Dialog in der Gesellschaft anstoßen – mit dem Ziel, die überfällige Demokratisierung der DDR einzuleiten.

Mit den Forderungen nach Verwirklichung der Grundrechte (wie Meinungsfreiheit, Presse- und Versammlungsfreiheit, freien Wahlen) und nach der Konstruktion eines demokratischen Staats wird das Neue Forum die mit Abstand zulaufstärkste Bürgerbewegung des Herbstes 1989. Die DDR-Behörden stufen das Neue Forum als „verfassungsfeindlich“ ein. Der Zulassungsantrag wird erst am 8. November 1989 entgegen genommen und am 30. Januar 1990 positiv beschieden.

Am Zentralen Runden Tisch ist das Neue Forum durch Ingrid Köppe, Rolf Henrich und Reinhard Schult vertreten. Sebastian Pflugbeil wird im Februar 1990 als Minister ohne Geschäftsbereich in die Regierung Modrow aufgenommen. Hans Modrow versucht, durch Hinzuziehen von Vertretern aus der Opposition, die verschärfte Krise der DDR in den Griff zu bekommen.

Die Breite und Offenheit des Neuen Forums provoziert von Anfang an unüberbrückbare Differenzen. Die Mehrheit will Bürgerbewegung bleiben, worauf sich immer wieder Teile abspalten und Parteien gründen, wie die Deutsche Forumpartei im Februar 1990. Aus dem Zusammenschluss von Demokratie Jetzt und der Initiative Frieden und Menschenrechte (mit Teilen des Neuen Forums) entsteht im September 1991 die Partei Bündnis 90.

Das Neue Forum versteht sich bis heute als dezentrale demokratische Bürgerbewegung, wenn auch der öffentliche Einfluss in den 1990er Jahren drastisch zurückgegangen ist.


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