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17. Juni 1953
![Aufstand 53](/cache/images/5/152095-st-galerie.jpg?D4337)
Abschrift
![Nach dem Tod des sowjetischen Staats- und Parteichefs Josef Stalin im März 1953 erreicht der Personenkult um den Diktator seinen Höhepunkt. Der Schriftsteller und spätere Kulturminister der DDR, Johannes R. Becher, verherrlicht den Diktator in seinem...](/cache/images/6/152096-st-galerie.jpg?9F056)
Abschrift
![Volksaufstand gegen das SED-Regime: Es ist der erste landesweite Aufstand in einem kommunistischen Staat. Die Demonstranten fordern freie und geheime Wahlen, den Rücktritt der Regierung, den Abzug der Besatzungstruppen, die Senkung der Normen, Freiheit...](/cache/images/7/152097-st-galerie.jpg?E7F54)
![Der Demonstrationszug der Hennigsdorfer Stahlarbeiter zum Haus der Ministerien. Quelle: AdsD der Friedrich-Ebert-Stiftung](/cache/images/8/152098-st-galerie.jpg?CAD1E)
![Junge Arbeiter klettern auf das Brandenburger Tor und entfernen die die rote Fahne. Quelle: AdsD der Friedrich-Ebert-Stiftung](/cache/images/9/152099-st-galerie.jpg?E1D18)
![Demonstranten entfernen die rote Fahne vom Brandenburger Tor, verbrennen sie und ersetzen sie durch drei schwarz-rot-goldene Flaggen. Quelle: AdsD der Friedrich-Ebert-Stiftung](/cache/images/0/152100-st-galerie.jpg?83D2C)
![Volksaufstand gegen das SED-Regime: Es ist der erste landesweite Aufstand in einem kommunistischen Staat. Die Demonstranten fordern freie und geheime Wahlen, den Rücktritt der Regierung, den Abzug der Besatzungstruppen, die Senkung der Normen, Freiheit...](/cache/images/1/152101-st-galerie.jpg?FDB97)
![Demonstranten verbrennen die Rote Fahne. Quelle: AdsD der Friedrich-Ebert-Stiftung](/cache/images/2/152102-st-galerie.jpg?497B5)
![Am 17. Juni 1953 demonstrieren am Potsdamer Platz Arbeiter für freie gesamtdeutsche Wahlen. Quelle: DHM](/cache/images/3/152103-st-galerie.jpg?44085)
![An vielen Orten entlädt sich die Wut der Demonstranten gegen das SED-Regime: Sie stürmen zahlreiche Gebäude der Staatsmacht. Im Bild verwüsten Demonstranten ein Parteibüro der SED in der Friedrichstraße in Ost-Berlin. Quelle: REGIERUNGonline/Perlia-Archiv](/cache/images/4/152104-st-galerie.jpg?17A9F)
![Nach der Erstürmung eines SED-Lokales werden unter dem Jubel der Bevölkerung Bilder von Pieck und Grotewohl auf der Straße verbrannt. Quelle: AdsD der Friedrich-Ebert-Stiftung](/cache/images/5/152105-st-galerie.jpg?32E40)
![Ein Ostberliner Arbeiter entfernt ein Stalin-Portrait. Quelle: AdsD der Friedrich-Ebert-Stiftung](/cache/images/6/152106-st-galerie.jpg?0899C)
![Feuer bei der Vopo: Demonstranten verbrennen die Einrichtungsgegenstände eines Volkspolizeireviers im Columbus-Hochhaus am Potsdamer Platz. Quelle: REGIERUNGonline/Perlia-Archiv](/cache/images/7/152107-st-galerie.jpg?66B3A)
![Junge Männer schreiben Anti-Volkspolizei-Parolen an eine Häuserwand in Ost-Berlin. Quelle: REGIERUNGonline/Perlia-Archiv](/cache/images/8/152108-st-galerie.jpg?00496)
![Volkspolizisten sperren am 17. Juni eine Straße in Ost-Berlin ab. Quelle: REGIERUNGonline/Perlia-Archiv](/cache/images/9/152109-st-galerie.jpg?FC00B)
![An der Sektorengrenze in der Friedrichstraße reißen Demonstranten ein Sektorenschild nieder. Quelle: REGIERUNGonline/Perlia-Archiv](/cache/images/0/152110-st-galerie.jpg?9855B)
![Der Befehl des sowjetischen Militärkommandanten über die Verhängung des Ausnahmezustands für den sowjetischen Sektor von Berlin wird am Mittag des 17. Juni über den DDR-Rundfunk verlesen. Die Sowjets verhängen den Ausnahmezustand in 167 der insgesamt...](/cache/images/1/152111-st-galerie.jpg?6DDCB)
Abschrift
![Sowjetische Panzer sind am Potsdamer Platz aufgefahren. Quelle: AdsD der Friedrich-Ebert-Stiftung](/cache/images/2/152112-st-galerie.jpg?06976)
![Um den Aufstand niederzuschlagen, ruft die DDR-Führung sowjetische Kampftruppen zur Hilfe. Am Potsdamer Platz stellen sich Demonstranten den sowjetischen Panzern in den Weg. Viele flüchten vor der geballten Militärmacht in den sicheren Westteil der...](/cache/images/3/152113-st-galerie.jpg?01A0A)
![Ein ungleiches Duell: Die Jugendlichen Hans Joachim Maitre (l.) und Erwin Kalisch (r.) gehen in der Leipziger Straße mit Steinen gegen sowjetische Panzer vor. Der 19-jährige Hans Joachim Maitre wird nach dem Aufstand verhaftet und wegen „Anstiftung...](/cache/images/4/152114-st-galerie.jpg?8D764)
![Ohnmächtig schüttelt ein Demonstrant die Faust, als sowjetische Panzer in Stellung gehen. Quelle: REGIERUNGonline/Perlia-Archiv](/cache/images/5/152115-st-galerie.jpg?45929)
![Todesmutig: Auf dem Potsdamer Platz greift ein Demonstrant einen sowjetischen Panzer an. Quelle: REGIERUNGonline/Perlia-Archiv](/cache/images/6/152116-st-galerie.jpg?60EFD)
![Demonstranten flüchten vor russischen Panzern an der Sektorengrenze in der Friedrichstraße. Quelle: REGIERUNGonline/Perlia-Archiv](/cache/images/7/152117-st-galerie.jpg?1806C)
![Sowjetische Panzer und Volkspolizisten am Brandenburger Tor. Quelle: AdsD der Friedrich-Ebert-Stiftung](/cache/images/8/152118-st-galerie.jpg?5C88A)
![Gewaltsam gehen Sowjetische Soldaten und Volkspolizisten gegen die Demonstranten vor. Es gibt viele verletzte und Tote. Ein verletzter Demonstrant wird abtransportiert. Quelle: AdsD der Friedrich-Ebert-Stiftung](/cache/images/9/152119-st-galerie.jpg?FE326)
Im Juli 1952 beschließt die 2. Parteikonferenz der SED den Aufbau des Sozialismus in der DDR. Die folgenden Monate bringen zahlreiche Verschlechterungen für die Bevölkerung. So will die Partei die Schwerindustrie ausbauen, um unter anderem die militärische Rüstung voranzutreiben. Es werden weniger Güter für den privaten Bedarf produziert, weshalb bald Versorgungsengpässe auftreten. Erschwerend kommt hinzu, dass die unter massivem staatlichen Druck erzwungene Bildung Landwirtschaftlicher Produktionsgenossenschaften (LPG) die Bauern in Massen fliehen lässt. Dadurch fallen Ernten aus, und die Schlachtviehproduktion geht zurück.
Die Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs ist weiterhin mit sogenannten Lebensmittelkarten geregelt. Nach der 2. Parteikonferenz entzieht die Partei 10.000 DDR-Bürgern diese Karten, so dass sie in den Läden nur noch zu völlig überhöhten Preisen einkaufen können.
Um die Produktion anzukurbeln, führt die SED in den Betrieben eine Kampagne für höhere Arbeitsnormen durch. Die Arbeiter sollen für das gleiche Geld mehr produzieren. Wer die neue Norm nicht erfüllt, soll weniger Lohn bekommen.
Verunsicherte SED: Zwei Schritte vor, einer zurück
Die Gesellschaft wird mehr und mehr militarisiert. Die Kasernierte Volkspolizei soll den Kern einer eigenen Armee bilden. Für den Kasernenbau wird ein Dienst für Deutschland gegründet, in dem Jugendliche „freiwillig“ Arbeitsdienst leisten sollen. Gegen die Kirche beginnt eine Verfolgungskampagne. Die Junge Gemeinde wird als Agentenzentrale des Westens diffamiert, und junge Christen werden von Oberschulen und Universitäten ausgeschlossen. Die Zahl der politischen Urteile steigt drastisch: Sie erreicht im ersten Halbjahr 1953 den höchsten Wert in der 40-jährigen Geschichte der DDR. Zwischen Juni 1952 und Mai 1953 steigt die Zahl der Häftlinge von circa 37.000 auf über 65.000 – eine der Hauptursachen für den Aufstand am 17. Juni 1953.
Nach dem Tod von Josef Stalin im März 1953 erreicht der Personenkult um den Diktator seinen Höhepunkt (Bildergalerie). Während in der Sowjetführung wenig später über einen Kurswechsel nachgedacht wird, wollen die deutschen Kommunisten vorerst nichts davon wissen. Doch ihre Führung wird Anfang Juni 1953 nach Moskau zitiert. Dort wird der SED die neue politische Richtung diktiert.
Am 9. Juni 1953 verkündet das Politbüro des Zentralkomitees (ZK) der SED daraufhin den Neuen Kurs. Die SED übt Selbstkritik und nimmt eine Reihe „falscher Maßnahmen“ zurück. Politische Urteile sollen überprüft werden. Relegierte Oberschüler und exmatrikulierte Studenten können an ihre Bildungseinrichtungen zurückkehren. Der Eintritt in die LPG soll fortan freiwillig sein, und den geflohenen Bauern wird im Falle ihrer Rückkehr die Rückgabe ihres Eigentums versprochen. Intern übt das Politbüro heftige Kritik an seinem Vorsitzenden Walter Ulbricht. Die geplanten Feierlichkeiten zu Ulbrichts 60. Geburtstag werden abgesagt. Unter den Funktionären der Partei und des Staates herrscht Verunsicherung.
Generalstreik: Den Berliner Bauarbeitern langt's zuerst
Besonders die Arbeiterschaft traut der Kursänderung nicht. Sie sieht darin ein Versagen der SED. Zum Funken im Pulverfass wird schließlich die Normenfrage – die Partei nimmt die umstrittenen Normerhöhungen nämlich nicht zurück. Daraufhin schicken am 15. Juni 1953 Berliner Bauarbeiter eine Delegation zum Ministerpräsidenten Otto Grotewohl. Sie kündigen einen Streik an, falls die Normen nicht zurückgenommen würden. Als keiner darauf reagiert, ziehen die Bauarbeiter am 16. Juni zum Regierungsgebäude. Dort rufen ihre Redner den Generalstreik aus. Die Nachricht verbreitet sich über die westlichen Radiosender wie ein Lauffeuer in der DDR.
Am Morgen des 17. Juni 1953 streiken in Tausenden Betrieben die Belegschaften. Sie versammeln sich, um ihre Forderungen zu formulieren und Streikkomitees zu gründen. Sie fordern soziale Veränderungen: Die Preise sollen gesenkt werden, die Normerhöhung zurückgenommen werden. Sie wollen den Rücktritt der Regierung, freie Wahlen, die Freilassung politischer Häftlinge und die Wiedervereinigung. Bereits Tage zuvor ist es vor Gefängnissen zu Menschenaufläufen gekommen. Die Streikenden ziehen in langen Marschkolonnen durch die Städte und Dörfer. Spontan schließen sich immer mehr Menschen an. Innerhalb weniger Stunden wird aus dem sozialen Protest der Arbeiterschaft ein allgemeiner Volksaufstand.
In Bitterfeld und Görlitz übernehmen gewählte Komitees gleich an Ort und Stelle die Macht. In anderen Städten richtet sich die Volkswut gegen Einrichtungen der Partei und der Stasi. In der Berliner Innenstadt demonstrieren riesige Menschenmassen gegen die SED-Herrschaft. Unter großem Jubel holen Demonstranten die rote Fahne vom Brandenburger Tor (Bildergalerie).
17. Juni 1953: Vom Arbeiterprotest zum Volksaufstand
![Der Westberliner Kraftfahrer Willy Göttling wird am 17. Juni 1953 auf seinem durch Ost-Berlin führenden Heimweg von Sowjetsoldaten festgenommen. Einen Tag später erschießt man ihn als angeblichen Agenten und Provokateur standrechtlich. Vergeblich...](/cache/images/0/152120-st-galerie.jpg?5E19F)
![Trauerfeier für Willy Göttling in West-Berlin. Quelle: AdsD der Friedrich-Ebert-Stiftung](/cache/images/1/152121-st-galerie.jpg?F1AAF)
![Arbeiter diskutieren mit einem russischen Soldaten vor dem Haus der Ministerien in der Leipziger Straße. Quelle: REGIERUNGonline/Perlia-Archiv](/cache/images/2/152122-st-galerie.jpg?A30FB)
![Auf dem Rudolf-Wilde-Platz vor dem Rathaus Schöneberg findet am 23. Juni 1953 eine Trauerkundgebung für die Opfer des Volksaufstands vom 17. Juni statt, zu der sich etwa 125.000 Menschen versammelt haben. Dort sprechen Bundeskanzler Konrad Adenauer,...](/cache/images/5/152125-st-galerie.jpg?734A9)
![Nach der blutigen Niederschlagung des Volksaufstands nehmen die Bauarbeiter die Arbeit wieder auf. Im Hintergrund ein Propaganda-Plakat, das vom Versagen der SED-Führung ablenken soll. Quelle: DHM](/cache/images/6/152126-st-galerie.jpg?BB387)
Unter dem Schutz der Sowjets flieht die Parteiführung nach Berlin-Karlshorst. Ihre Macht schwindet. Jetzt greift die Sowjetarmee ein: Sie verhängt den Belagerungszustand, Panzer rollen in die Städte hinein. An einigen Orten wird das Feuer auf die Demonstranten eröffnet. Rund 100 Menschen werden dabei getötet. Zur Abschreckung greift die Besatzungsmacht sogar zu standrechtlichen Erschießungen (Bildergalerie).
Trotzdem gehen in den nächsten Tagen in vielen Städten die Streiks und Demonstrationen weiter. Doch gegen die massive sowjetische Militärmacht ist jeder Widerstand aussichtslos. Über das Land rollt eine Welle des Terrors, und viele Leute werden festgenommen. Es beginnt eine neue Massenfluchtbewegung in den Westen; andere fügen sich in die Verhältnisse und bleiben. Die SED übt sich weiter in Selbstkritik und verspricht, die Politik des Neuen Kurses fortzusetzen.
Für viele Jugendliche, die an den Demonstrationen teilnehmen, wird der 17. Juni 1953 zum Schicksalstag. Sie verlassen aus berechtigter Furcht vor Strafmaßnahmen ihre Heimat. Wer den Fängen der Staatssicherheit nicht entkommt, büßt diesen einen Tag des Freiheitsgefühls mit Jahren hinter Gittern. In der DDR-Presse und in den Geschichtsbüchern der Republik wird der Volksaufstand als „faschistischer Putsch westlicher Agenten“ diffamiert.
Zitierempfehlung: „17. Juni 1953“, hrsg. v. Bundeszentrale für politische Bildung und Robert-Havemann-Gesellschaft e.V., letzte Änderung Mai 2021, www.jugendopposition.de/145349
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