Abschrift
Insgesamt dauerte die Untersuchungshaft bis zur Verurteilung sieben Monate. Sieben Monate Einzelhaft, sieben Monate Vernehmungen. Wobei die Vernehmungen unregelmäßig waren: Manchmal 14 Tage, dann drei Wochen hintereinander, mitunter Tag und Nacht, so dass man also kaum zum Schlafen kam. Dann aber wieder zwei, drei Wochen gar nichts. Man hat regelrecht gewartet: Die müssen doch irgendwas machen, da muss doch was kommen. Mal war es der kumpelhafte Ton, mal in Richtung: ´Wir sind der Staat, und wir bestimmen`. Man hörte immer wieder raus: ´Jetzt, nach dem 13. August, jetzt machen wir, was wir wollen. Wir brauchen keine Rücksicht nehmen`. Das war der Grundtenor der ganzen Vernehmungen. Was man mir in diesen sieben Monaten alles an Beweisen vorgelegt hat ...
Ich habe das den Unterlagen der Gauck-Behörde [entnommen]: Das ist so hanebüchen, dass man eigentlich lachen müsste. Aber das reichte aus, um eine Anklage zu erheben. Ich hab zum Beispiel in meinen Unterlagen ein Schreiben, da schreibt ein BGL-Vorsitzender, dass wir im Seemannsheim, wo wir während des Landgangs untergebracht waren, alle staatsfeindliche Äußerungen machten und neue Verleumdungen gegen unseren Staat ausheckten. Dabei waren der Rink, der Lohse, das war unser Steuermann, der auch verhaftet worden ist, ein Doktor und ein mir unbekannter Mann. Ich nehme an, wir haben Geburtstag gefeiert, jedenfalls stand da: ´Sie kaufen sich Wein und gehen auf ihr Zimmer`. Das reichte wieder für eine Vorlaufakte. All solche Beschuldigungen und Verdächtigungen summierten sich zu einem großen Anklagepunkt: ´Staatsgefährdende Hetze und staatsfeindliche Propaganda`.
Johannes Rink, Zeitzeuge auf www.jugendopposition.de