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Gedächtnisprotokoll, Seite 3 von 4.

„Kesseltreiben unter Einsatz von Schlagstöcken, Hunden und Militärtechnik“: Bürger, die bei den Demos am 7. und 8. Oktober 1989 in Ost-Berlin in Bedrängnis geraten sind oder verhaftet wurden, schreiben Gedächtnisprotokolle. Diese werden gesammelt...
„Kesseltreiben unter Einsatz von Schlagstöcken, Hunden und Militärtechnik“: Bürger, die bei den Demos am 7. und 8. Oktober 1989 in Ost-Berlin in Bedrängnis geraten sind oder verhaftet wurden, schreiben Gedächtnisprotokolle. Diese werden gesammelt und veröffentlicht. Dabei spielt die Gethsemanekirche im Bezirk Prenzlauer Berg eine große Rolle.
Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft, Seite 3 von 4

Abschrift:

Dann wurde mein Kind wie ein Schwerverbrecher mit der Nummer 48 auf der Brust fotografiert und registriert. Nachdem man meine Personalien nochmals aufgenommen hatte, wurde dann entschieden, daß ich mit meinem Sohn nach Hause darf. Es war inzwischen 3.00 Uhr, und wir befanden uns in Rummelsburg. Ich hatte kein Geld bei mir, und die öffentlichen Verkehrsmittel fuhren zu dieser Zeit auch nicht. Ein fremder Autofahrer fuhr uns dann bis vor unsere Haustür.
Ich bin über diese Behörden, die eigentlich unsere Freunde und Helfer sein sollten, dermaßen empört und weiß nicht, wie ich dieses zum Ausdruck bringen kann! Ich möchte, daß die Öffentlichkeit erfährt, daß unser angeblich „kinderfreundlicher Staat“ keine Rücksicht auf ein 12jähriges Kind genommen hat. Für mich gibt es nur noch den Wunsch, diesen Staat so schnell wie möglich zu verlassen. Ich möchte nicht eines Tages zusehen müssen, wie einer meiner Söhne auf der Straße zusammengeprügelt wird.
Ich denke auch an die vielen Jugendlichen, die jetzt im Gefängnis sitzen.
Ich bedanke mich bei der Gemeinde, daß man bei Ihnen Menschen findet, die ein offenes Ohr für ihre Mitmenschen haben.

(Namen sind der Redaktion bekannt)

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