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Jörg (Jolly) Zickler

DDR-Opposition

geboren am 17. August 1965 in Gotha

Er wächst in einem Lehrerhaushalt in Jena auf, besucht als Jugendlicher sowohl die FDJ als auch kirchliche Jugendgruppen und hat früh Kontakt zur Jungen Gemeinde Stadtmitte in Jena.

1983
zieht er in ein besetztes Haus in Jena und beginnt eine Lehre als Schriftsetzer. Er erlebt die Zerschlagung der Friedensgemeinschaft Jena mit und ist entsetzt über das brutale Vorgehen der Sicherheitskräfte. Viele Oppositionelle reisen aus oder werden ausgewiesen. Eine Gruppe von zwanzig 16- bis 20-Jährigen, unter ihnen auch Zickler, will die Tradition der JG fortsetzen. Sie organisieren Konzerte, Lesungen und Gesprächskreise, agieren aber politisch zurückhaltender.

1986
beginnt er eine sozialdiakonische Ausbildung in Eisenach.

1987
organisiert er den Kirchentag von Unten in der Friedrichshainer Pfingstkirche am Petersburger Platz mit. Etwa 6.000 Menschen kommen in die Kirche, sodass die Kirchenleitung am zweiten Tag Räume in der nahe gelegenen Galiläa-Gemeinde öffnen muss. Aus dem Kirchentag geht die Kirche von Unten hervor, der sich auch Zickler anschließt. Daneben hat er engen Kontakt zur Umwelt-Bibliothek.

1988-1991
setzt er seine Ausbildung zum Sozialdiakon in Berlin-Weißensee fort, daneben absolviert er ein Praktikum im Krankenhaus.

Mai 1989
ist Zickler an der Kontrolle der Kommunalwahl in Berlin beteiligt. Die Ergebnisse werden in den Räumen Kirche von Unten in der Elisabeth-Gemeinde zusammengetragen und ausgewertet. In den kommenden Monaten organisiert er verschiedene Protestaktionen gegen die Wahlfälschungen mit, etwa die regelmäßigen Demos auf dem Alexanderplatz.

Juni 1989
beteiligt sich Zickler an Demonstrationen gegen das Massaker der chinesischen Regierung auf dem Pekinger Platz des Himmlischen Friedens und anschließend an Trommelaktionen für die Demokratiebewegung in China.

Oktober 1989
gehört er zu den Initiatoren der Mahnwache in der Ostberliner Gethsemanekirche. Am 7. Oktober, dem 40. Geburtstag der DDR, nimmt er an der Protestdemonstration auf dem Alexanderplatz teil. Bei Auseinandersetzungen mit den Sicherheitskräften wird Zickler in der Karl-Liebknecht-Straße verhaftet und nach Rummelsburg gebracht, dort muss er eine Woche in Untersuchungshaft bleiben.
Nach dem Ende der Mahnwache gründen einige der Akteure, die aus dem Umfeld der Kirche von Unten und der Umwelt-Bibliothek stammen, eine anarchistische Gruppe, die sich nach der Maueröffnung jedoch rasch zersplittert.

4. November 1989
Die riesige Demonstration auf dem Alexanderplatz, initiiert vom Neuen Forum, ausgerichtet von Theaterleuten, markiert für Jörg Zickler einen Wendepunkt im Herbst 1989. Er ist entsetzt darüber, dass dort Vertreter der SED-Führungselite zu Wort kommen. Zusammen mit einer Gruppe von über 50 Gleichgesinnten bildet er den ersten autonomen Block der DDR. Als sich eine rasche Vereinigung Deutschlands abzeichnet, zieht sich Zickler weitgehend aus der politischen Diskussion zurück.

1990
Zusammen mit linken und anarchistischen Gruppen und anderen Hausbesetzern ruft er zum aktiven Wahlboykott am 18. März 1990 auf. Am 3. Oktober demonstriert er mit Gegnern der Wiedervereinigung aus Ost und West in Berlin.


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