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Siegmar Faust

DDR-Opposition

geboren am 12. Dezember 1944 in Dohna bei Dresden

1964
Abitur, Praktikum in der Landwirtschaft, kurze Anstellung als Saison-Kellner, Kandidat der SED

1965
Aufnahme eines Studiums der Kunsterziehung und Geschichte an der Karl-Marx-Universität Leipzig

1966
Initiator der Lyrikveranstaltung „Unzensierte Lyrik“, daraufhin vom MfS observiert und von der Universität exmatrikuliert, ein Jahr lang zum „Bewähren in die Produktion“ geschickt

1967
Aufnahme eines Studiums am Leipziger Literaturinstitut

1967-1970
Einige seiner Gedichte werden in der DDR-Literaturzeitschrift neue deutsche literatur veröffentlicht, er gehört der Arbeitsgemeinschaft Junger Autoren des DDR-Schriftstellerverbandes an.
Versuche, ihn als Spitzel für die Staatssicherheit anzuwerben, scheitern,
Weil er in der „Ballade vom alten Schwelofen“ den Volksaufstand vom 17. Juni 1953 thematisiert hat, wird er zum zweiten Mal exmatrikuliert und aus der Arbeitsgemeinschaft Junger Autoren sowie als SED-Kandidat ausgeschlossen.

1971
Verhaftung und elfmonatige Untersuchungshaft wegen des Vorwurfs „staatsfeindlicher Hetze

1972
Nach einer landesweiten Amnestie wird er ohne Prozess entlassen, eine Entlassung in die Bundesrepublik lehnt er jedoch ab.

1973
Er stellt einen Ausreiseantrag für sich und seine Familie und bezieht sich dabei nach dem UNO-Beitritt der DDR auf die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. Über 40 Personen unterstützten ihn mit ihrer Unterschrift, daraufhin wird er erneut wegen „staatsfeindlicher Hetze“ verhaftet und zu einer Gefängnisstrafe von viereinhalb Jahren verurteilt.
In der Strafvollzugsanstalt Cottbus leistet er Widerstand und fertigt die handgeschriebene Häftlingszeitung Armes Deutschland an, was unter anderem mit einer Haftverschärfung von 401 Tagen Einzelhaft im Keller geahndet wird.

1976
Auf Interventionen von Amnesty International, Wolf Biermann, Axel Springer und Robert Havemann wird er aus der Haft entlassen und reist im September 1976 nach West-Berlin aus.

seit 1976
Arbeit als freier Drehbuchautor, Schriftsteller, Rezensent und Vortragsreferent

1979
Mitarbeit am Drehbuch der sechsteiligen Spielfilmreihe des ZDF „Freiheit, die ich meine. Über Christen und Marxisten in der DDR“, Chefredakteur der Zeitschriften DDR heute und Christen drüben

1996-1999
Sächsischer Landesbeauftragter für die Unterlagen des MfS

seit 1999
Studium der Philosophie und Theologie in Würzburg, Mitarbeit in verschiedenen Vorständen von Häftlings- und Aufklärungsvereinen zum Thema DDR, Besucherreferent in der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, im Stasi-Museum Berlin-Lichtenberg sowie Kurator der Gedenkstätte Zuchthaus Cottbus

Quelle:
Ilko-Sascha Kowalczuk, Tom Sello (Hrsg.): Für ein freies Land mit freien Menschen. Opposition und Widerstand in Biographien und Fotos, Robert-Havemann-Gesellschaft, Berlin 2006.


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