Bettina Wegner
Die Unterzeichnung des Offenen Briefs gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns ist für die Musikerin Bettina Wegner nicht nur eine politische, sondern auch eine persönliche Angelegenheit: Als kritische Liedermacherin steht auch sie schon seit Jahren unter ständiger Beobachtung der Stasi. Ihre Programme „Kramladen“ und „Eintopp“ werden nach wenigen Aufführungen 1975 und 1976 verboten. (Bettina Wegner dazu im Zeitzeugen-Video: „Manchmal reicht es schon, eine Welle zu machen.“)
Bettina Wegner, geboren 1947, ist eine der Mitbegründerinnen des späteren Oktoberklubs, dessen parteitreues Musikprogramm auf kaum einer offiziellen DDR-Propaganda-Veranstaltung fehlen darf. Die Aufmerksamkeit der Stasi zieht sich Bettina Wegner 1968 zu, während der gewaltsamen Zerschlagung des Prager Frühlings. Nach einer Flugblattaktion gegen die Intervention der Truppen des Warschauer Paktes wird sie wegen „staatsfeindlicher Hetze“ zu 16 Monaten auf Bewährung verurteilt. Von 1968 bis 1970 wird die Liedermacherin „zur Bewährung in die Produktion“ geschickt. Das ist die übliche Art, widerständige Intellektuelle abzustrafen und weichzukochen.
Im November 1976 ist Bettina Wegner eine der ersten, die ihre Unterschrift unter den Offenen Brief der Künstler gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann setzen. Die Folgen: noch stärkere Einschränkung der Arbeits- und Auftrittsmöglichkeiten sowie verschärfte Observation durch die Stasi. 1978 veröffentlicht sie ihre Platte „Sind so kleine Hände“ in der Bundesrepublik. Mit ihrem kritisch-nachdenklichen Song „Kinder“ hat sie dort beträchtlichen Erfolg.
Fünf Jahre später ist der Druck auf Bettina Wegner so stark, dass sie im Juni 1983 nach West-Berlin ausreist. Die DDR-Behörden versuchen kurz vorher, ihr ein Ermittlungsverfahren wegen „Verdachts auf Zoll- und Devisenvergehen“ anzuhängen.
Zitierempfehlung: „Bettina Wegner“, hrsg. v. Bundeszentrale für politische Bildung und Robert-Havemann-Gesellschaft e.V., letzte Änderung Dezember 2019, www.jugendopposition.de/145381