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Roland Bude

Das Porträtfoto zeigt einen jungen Mann. Er trägt eine runde Brille mit dünnem Rahmen, Einen Mantel mit breitem Revers und zwei deutlich sichtbaren Knöpfen, eine Krawatte und ein Hemd darunter sowie eine nach hinten gekämmte Frisur. Der Mann blickt direkt in die Kamera.
Porträt des 17-jährigen Roland Bude 1943. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft / RHG_Fo_HAB_20207
Das Bild zeigt ein historisches Dokument, das mit Unbedenklichkeitsbescheinigung betitelt ist und auf den 22. Juli 1947 datiert ist, ausgestellt in Plaue/Thüringen. Am unteren Teil des mit Schreibmaschine verfassten Dokuments ist ein violetter Stempel mit dem Text Antifablock Plaue zu sehen, sowie zwei Unterschriften.
Der Antifa-Block Plaue/Thüringen bescheinigt Roland Bude am 22. Juli 1947, nicht Mitglied der NSDAP gewesen zu sein. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft
Abschrift
Das Schwarz-Weiß-Porträtfoto zeigt einen jungen Mann. Die Aufnahme ist auf gelblich verfärbtem Fotopapier und weist einen violetten Stempelabdruck am rechten Rand auf, der nur teilweise lesbar ist. Der Mann trägt eine runde Brille mit dünnem Rahmen, ein kariertes Jackett, eine Krawatte und ein dunkles Hemd sowie eine nach hinten gekämmte Frisur.
Foto in Roland Budes Studienbuch aus seiner Studentenzeit an der Friedrich-Schiller-Universität Jena (1947). Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft / RHG_Fo_HAB_20208
Die Schwarzweißfotografie zeigt eine größere Gruppe von jungen Menschen, aufgestellt für ein Gruppenfoto. Die Gruppe besteht aus etwa 25 Personen, überwiegend junge Frauen in der vorderen Reihe und Frauen und Männern in der hinteren Reihe. Die Frauen sind in Röcke und Blusen oder Kleider gekleidet, oft mit Strickjacken oder Westen darüber. Die Männer tragen Anzüge mit Krawatten. Der Hintergrund zeigt einen Innenraum mit hellen Wänden.
Roland Bude (hintere Reihe, 5. v. r.) bei einem Auftritt mit dem Slawistenchor der Universität Rostock um 1948/49. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft / RHG_Fo_HAB_20210
Das Bild zeigt einen historischen Mitgliedsausweis der Freien Deutschen Jugend. Auf der linken Seite ist ein Passfoto eines jungen Mannes mit Brille und Anzug zu sehen, darunter eine Unterschrift, unter der eigenhändige Unterschrift des Inhabers zu lesen ist. Über dem Foto befindet sich ein Rundstempel der Freien Deutschen Jugend Kreisvorstand Rostock. Auf der rechten Seite sind die persönlichen Daten eingetragen. Hinter Name und Vorname steht Bude Roland. Hinter geboren am steht 22.3.26 Freiwaldau. Hinter Wohnort und Straße steht Jena Kefersteinstraße. Hinter Beruf Student. Hinter Mitglied der FDJ steht September 1946. Hinter Mitgliedsausweis ausgestellt am steht 17.2.1948. Hinter von befindet sich eine nicht vollständig lesbare Unterschrift. Unten rechts befindet sich ein Stempel mit dem Emblem der FDJ.
Roland Budes FDJ-Ausweis. Er versucht, viele Studenten, die der SED fern stehen, zum Eintritt in die FDJ zu bewegen. Ein schlauer Schachzug, denn so können sie die Mehrheitsverhältnisse verändern und auf Entscheidungen, wie die Vergabe von Stipendien, Einfluss nehmen. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft
Das Bild zeigt eine offizielle Bescheinigung vom Rektor der Universität Rostock, datiert auf den 6.3.1950. Das mit Schreibmaschine verfasste Dokument trägt unten links den ovalen Stempel der Universität Rostock mit dem universitären Wappen und rechts daneben die Unterschrift des Rektors. Oben rechts ist das Datum vermerkt, der Briefkopf links trägt den Titel der Rektor der Universität Rostock. Am Fuß des Dokumentes ist ein Hinweis auf die Druckerei zu sehen sowie eine Dokumentennummer.
Im Vorstand der FDJ-Hochschulgruppe übernimmt Roland Bude die Bereiche Kultur und Erziehungsarbeit. Zugleich wird er im Studentenrat Kulturreferent. Seine Heimfahrten nach Thüringen nutzt er, um einen Zwischenaufenthalt in West-Berlin einzulegen. Dort knüpft er Kontakte mit geflüchteten Studenten der Universität Rostock. Im Juli 1950 wird er von der Staatssicherheit verhaftet. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft
Abschrift
Das Schwarz-Weiß-Foto zeigt einen Mann, der im Freien zwischen Büschen und Pflanzen sitzt. Er trägt eine runde Brille, eine Schiebermütze, eine dunkle Jacke und eine dunkle Hose.
Am 31. Oktober 1950 verurteilt Roland Bude das Sowjetische Militärtribunal in Schwerin wegen „Spionage und antisowjetischer Hetze“ zu zweimal 25 Jahren Besserungsarbeitslager, so die offizielle Bezeichnung. Er wird zur Zwangsarbeit nach Workuta in ein Straflager besonders strengen Regimes nördlich des Polarkreises verschleppt. Das Foto zeigt Roland Bude während seiner Zeit in Workuta. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft
Die Schwarzweißfotografie zeigt zwei Männer in Anzügen, die sich unterhalten, während sie in einem Raum stehen. Sie sind im Profil zu sehen und stehen sich gegenüber. Der ältere Mann auf der linken Seite trägt einen dunklen Anzug mit Krawatte, der jüngere Mann auf der rechten Seite eine Brille und einen Anzug. An den Wänden um sie herum sind mehrere Fotografien von gotischen Bauten zu sehen, die hauptsächlich Innen- und Außenräume von Kirchen zeigen.
Roland Bude (rechts) und Staatssekretär Thiedeck bei der Übertragung der Leitung im Haus Einheit in Freiheit, dem Informationszentrum zur deutschen Frage in Bonn 1959. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft / RHG_Fo_HAB_20241
Das Bild zeigt zwei ältere Männer nebeneinander in einem Raum mit holzgetäfelten Wänden. Der Mann links trägt einen dunkelblaues Jackett, eine graue Hose und eine blaue Krawatte mit buntem Muster. Er hat kurzes graues Haar und trägt eine Brille. Der Mann rechts trägt ein kariertes graues Jackett, ein hellblaues Hemd und eine dunkelgrüne Hose. Auch er trägt eine Brille. Hinter ihnen ist eine weiße Büste zu sehen, die vor der Holzwand angebracht ist. Im Raum befinden sich Holzstühle, und im linken Bildrand sitzt eine weitere Person, die nur teilweise zu sehen ist.
Zurück an den Ort des Schreckens: Im Juli 1993 reist Roland Bude (rechts) über Moskau nach Workuta. Im Bild: Roland Bude und Horst Hennig im Arbeitszimmer des ehemaligen KGB-Chefs Juri Andropow in der Lubjanka (ehemaliges Hauptquartier des sowjetischen Geheimdienstes). Die Plastik im Hintergrund ehrt den langjährigen Tscheka-Vorsitzenden und Volkskommissar für innere Angelegenheiten, Felix Edmundowitsch Dzierzynski. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft / RHG_Fo_HAB_20239
Das Bild zeigt drei Männer, die an einem dunklen Holztisch sitzen und gemeinsam ein Buch betrachten. Links sitzt ein jüngerer Mann mit dunklen Haaren, der einen gemusterten Pullover in hellen und dunklen Tönen trägt. In der Mitte sitzt ein älterer Mann mit Brille, der ein blaues Hemd und eine hellgraue Strickweste trägt. Er zeigt mit seinem Finger auf etwas im Buch. Rechts sitzt ein weiterer älterer Mann mit Brille in einem grauen Anzug mit Krawatte. Er beobachtet die anderen beiden. Der Raum hat cremefarbene Wände. Im Hintergrund sind gemusterte, geraffte Vorhänge zu sehen. Auf dem Tisch liegen neben dem Buch noch weitere Papiere.
Juli 1993: Roland Bude (Mitte) bei der Akteneinsicht in der Lubjanka in Moskau. Rechts Dietrich Hartwig, links ein Archivmitarbeiter des Föderalen Sicherheitsdienstes (FSB). Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft / RHG_Fo_HAB_20240
Das Porträtfoto zeigt einen älteren Herrn mit einer Brille vor einem schwarzen Hintergrund. Er trägt einen braunen Anzug, darunter eine graue Strickjacke und ein gestreiftes Hemd sowie eine gemusterte Krawatte in dunklen Farben mit goldfarbenen Details. Der Mann hat kurzes graues Haar und schaut direkt in die Kamera.
Roland Bude 2007. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Frank Ebert

Rostock, Wintersemester 1948/49. Roland Bude erhält eine Studienzulassung für die Universität Rostock. Er möchte dort sein 1947 in Jena begonnenes Studium der Slawistik fortsetzen, da die für Jena angekündigten Slawistik-Professoren ausbleiben. Rostock lockt ihn außerdem wegen des Ostseestrandes und der großen Landwirtschaftsgüter der Universität. Die Studenten werden dort zusätzlich mit Lebensmitteln versorgt. Die Versorgungslage in Jena ist vor allem zu Zeiten der Leipziger Messe dürftig: Auf die Fettmarken gibt es dort kein Fett mehr, sondern nur Eier, Käse und Zucker. Das Gleiche gilt auch für die Fleischmarken.

In Rostock angekommen, gerät Roland Bude in die turbulente Gründungsphase der Hochschulgruppe der Freien Deutschen Jugend (FDJ). Er lernt deren Vorsitzenden Arno Esch kennen, der sich als Studentenvertreter gegen die Machtübernahme durch die SED wehrt. Für Roland Bude ist Arno Esch in der Auseinandersetzung mit der SED der überzeugende Wortführer. Als politisch wacher und interessierter junger Mann liest Roland Bude die Artikel Arno Eschs in der Norddeutschen Zeitung und greift dessen Argumente auf.

Im Oktober 1949 werden Arno Esch und mehrere seiner Freunde von der sowjetischen Geheimpolizei verhaftet. Arno Esch wird zum Tode verurteilt und 1951 in Moskau erschossen.

Roland Bude beschließt, einen anderen Weg des Widerstands zu gehen. Er versucht, viele Studenten, die der SED fern stehen, zum Eintritt in die FDJ zu bewegen. Ein schlauer Schachzug, denn so können sie die Mehrheitsverhältnisse verändern und auf Entscheidungen, wie die Vergabe von Stipendien, Einfluss nehmen. Er selbst übernimmt im Vorstand der FDJ-Hochschulgruppe die Bereiche Kultur und Erziehungsarbeit. Zugleich wird er im Studentenrat Kulturreferent. Seine Heimfahrten nach Thüringen nutzt er, um einen Zwischenaufenthalt in West-Berlin einzulegen. Dort knüpft er Kontakte mit geflüchteten Studenten der Universität Rostock.

Als die SED-Leitung erkennt, dass die FDJ zum Sammelbecken oppositioneller Studenten wird, schlägt sie zu. An einem heißen Julitag im Jahre 1950 wird Roland Bude unter einem Vorwand zum Verwaltungsdirektor der Universität bestellt. Dort warten Mitarbeiter der Staatssicherheit auf ihn. Er wird in die Stasi-Zentrale gebracht und beschuldigt, westliches Schrifttum eingeschleust zu haben.

Man schlägt ihm vor, doch für die Staatssicherheit als Spitzel tätig zu werden und in die SED einzutreten. Als Roland Bude dies sofort ablehnt, wird er den sowjetischen Behörden übergeben. Ein verhafteter Kommilitone verrät der Staatssicherheit, dass Roland Bude Kontakt zu geflüchteten Studenten in West-Berlin unterhält. Nach langen, harten Verhören bekennt er sich im Sinne der sowjetischen Interpretation der Gesetze schuldig.

Am 31. Oktober 1950 verurteilt ihn das Sowjetische Militärtribunal (SMT) in Schwerin wegen „Spionage und antisowjetischer Hetze“ zu zweimal 25 Jahren Besserungsarbeitslager, so die offizielle Bezeichnung. Er wird zur Zwangsarbeit nach Workuta in ein Straflager besonders strengen Regimes nördlich des Polarkreises verschleppt. Dort erlebt Roland Bude im Sommer 1953 den verzweifelten Aufstand der Häftlinge gegen das Zwangssystem mit. Erst 1955 kommt er frei und kehrt zu seiner Familie zurück, die inzwischen in München lebt.



Biografische Angaben zu Roland Bude finden sie im Personenlexikon.

Zitierempfehlung: „Roland Bude“, hrsg. v. Bundeszentrale für politische Bildung und Robert-Havemann-Gesellschaft e.V., letzte Änderung Dezember 2019, www.jugendopposition.de/145504

 


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