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Zersetzung

Die „Zersetzung“ ist eine spezifische Repressionsmethode des Staatssicherheitsdienstes, die darauf abzielt, die psychische Konstitution eines Menschen anzugreifen, seine Persönlichkeit zu zerstören (oder zumindest erheblich zu beschädigen) und seine sozialen Kontakte einzuengen. Mit der MfS-Richtlinie 1/76 werden die entsprechenden Methoden systematisiert.

Die Zersetzung unterscheidet sich von anderen einschneidenden Formen der Verfolgung wie Folter, Haft und Tötung wesentlich dadurch, dass sie nicht offen, sondern verdeckt gegen Menschen ausgeübt wird. Der Staatssicherheitsdienst soll als Urheber negativer Ereignisse im Verborgenen bleiben. Neben der Anonymität der Gewalt zeichnet sich die Zersetzung dadurch aus, dass sie eine persönlichkeitsorientierte Gewalt ist.

Die einzelnen Maßnahmen im Rahmen der Zersetzung sind immer stark auf die Individualität des Opfers ausgerichtet. Häufig haben sie in ihrer Kombination eine besonders zerstörerische Wirkung. Die Zersetzungsmaßnahmen nutzen und verstärken die Angst und die Differenzen innerhalb der politischen Opposition („feindlich-negative Kräfte“). Sie wollen diese zersplittern, lähmen, desorganisieren und sie untereinander sowie von der Gesellschaft isolieren.


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