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Gefängnis Bautzen

Die ostsächsische Kreisstadt Bautzen erlangt in der DDR traurige Berühmtheit wegen seiner beiden Gefängnisse: Bautzen I, 1904 als sächsische Landesstrafanstalt errichtet, wird unter der Bezeichnung „Gelbes Elend“ bekannt. Von 1945 bis 1950 nutzt der sowjetische Geheimdienst NKWD das Gefängnis als „Speziallager“ zur Inhaftierung von politischen Oppositionellen. Nach Gründung der DDR übernimmt die Deutsche Volkspolizei das Gefängnis direkt vom NKWD zusammen mit fast allen Gefangenen. Aus dieser Zeit stammen die „Briefe aus Bautzen“, die 1950 als Hilferuf der Häftlinge in den Westen geschmuggelt werden. Bautzen I bleibt bis 1990 eine der großen Haftanstalten der DDR, in der immer politische Gefangene saßen. Heute ist das Gelbe Elend eine Justizvollzugsanstalt.

Bautzen II, 1906 als Gerichtsgefängnis erbaut, ist ab 1956 „Stasi-Knast“. Neben den Untersuchungshaftanstalten der Staatssicherheit ist Bautzen II die einzige Strafvollzugsanstalt der DDR, auf die sich die Untersuchungsabteilung des Ministeriums für Staatssicherheit (Abteilung IX) einen unmittelbaren Zugriff sichert. Es ist direkt vom Ministerium in Berlin aus gesteuert. Bautzen II ist ein kleines Gefängnis, das der Inhaftierung „besonders wichtiger“ Gefangener vorbehalten bleibt: Regimekritikern, Mitarbeitern westlicher Geheimdienste, Fluchthelfern. Ebenso Angehörigen des Polit- und Militärapparats der DDR, die wegen krimineller Delikte verurteilt sind. Im Zuge der Friedlichen Revolution 1989 verliert die Staatssicherheit jeglichen Einfluss auf Bautzen II. Alle politischen Häftlinge werden bis Dezember 1989 frei gelassen, das Gefängnis Anfang 1992 geschlossen. Heute ist das Gebäude eine Gedenkstätte.


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