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Michael Heinisch-Kirch

DDR-Opposition

geboren am 6. April 1964 in Frankfurt (Oder)

Wächst in einer Pfarrersfamilie in Frankfurt (Oder) auf
Er tritt weder der Pionier- noch der FDJ-Organisation bei, verweigert die Jugendweihe und wird aus diesen Gründen nicht für die weiterführende Schule zugelassen

ab 1980
Ausbildung zum Elektro-Monteur (Facharbeiter) bei der Reichsbahn in Frankfurt (Oder) und Tätigkeit als Rangier-Arbeiter
Nach dem Schulabschluss (10. Klasse POS) wird ihm der Wechsel auf die Erweiterte Oberschule und damit ein höherer Bildungsabschluss verwehrt, weil er nicht bereit ist, die ihm in der Schule vorgelegte Verpflichtungserklärung als inoffizieller Mitarbeiter der Staatssicherheit zu unterschreiben.

1982
Erklärung einer Wehrdienst-Totalverweigerung in der DDR aus pazifistischen Erwägungen bei der Musterung, Engagement in der jungen Gemeinde der Evangelischen Kirche
Mit dem Aufnäher „Schwerter zu Pflugscharen“ an seiner Jacke wird er von der Polizei aufgegriffen und verbringt seine erste Nacht in Polizeigewahrsam.

1983
Aufnahme der Ausbildung zum Sozialdiakon an der Stephanus-Stiftung in Berlin-Weißensee,
Ehrenamtliche Tätigkeit in der Erlöser-Kirchengemeinde in Berlin-Lichtenberg mit sogenannten „schwierigen und gefährdeten Jugendlichen“
In der dortigen sozialdiakonischen Arbeit lernt er u.a. Punks kennen. Leben selbst, aktiv und gemeinsam zu gestalten – auch in einer Opposition – erlernt er im Wesentlichen von ihnen.

ab 1985
Mitarbeit in mehreren oppositionellen Gruppen
Mit diesen diskutiert er und beschließt gemeinsam mit dem Freundeskreis der Wehrdienst-Totalverweigerer in deren Programm die Abschaffung der DDR und jeder Diktatur.

1989
Examen als Sozialdiakon in Berlin sowie Abschluss als Krankenpfleger, Oberstufenabschluss (Solo-Trompete) an der Musikschule, Anstellung als Sozialdiakon im Kirchenkreis Lichtenberg, Fortführung der sozialdiakonischen Arbeit in der Erlöser-Kirchengemeinde mit Punks (ALØSA) und auch Skinheads sowie Fußballfans
Er öffnet die Erlöserkirche für oppositionelle Gruppen und Veranstaltungen, druckt illegale Materialien der DDR-Opposition und organisiert einige Veranstaltungen selbst – teilweise mit, teilweise ohne Zustimmung der Kirchengemeinde. Zudem engagiert er sich bei der Aufdeckung des Wahlbetruges bei den Kommunalwahlen in der DDR, organisiert gemeinsam mit anderen „mündigen Bürgern“ öffentliche, illegale Demonstrationen u.a. gegen den Wahlbetrug, für die Opfer der Diktatur auf dem Tian’anmen-Platz (Platz des Himmlischen Friedens) in Chinas Hauptstadt Peking und für demokratische Reformen in der DDR. Hierfür wird er vielfach zugeführt, erhält Ordnungsstraf-Verfügungen und verbringt etliche Nächte in Haft. Die Staatssicherheit überwacht ihn lückenlos als „OPK Protestant“.

1990
Gründung des Sozialdiakonische Jugendarbeit Lichtenberg e. V. im Auftrag des Evangelischen Kirchenkreises
Die Vereinsgründung war für die Sanierung des abbruchreifen Hauses Pfarrstraße 111 in Lichtenberg notwendig. Hierbei handelte es sich um ein Projekt „zur persönlichen und handwerklichen Qualifizierung Jugendlicher“. Dieses initiierte er, weil es in Lichtenberg nach der Öffnung der Berliner Mauer viele Jugendliche gab, die sich politisch radikal äußerten (Rechts- und Linksradikale), zudem im gesellschaftlichen Umbruch zahlreiche Häuser besetzt wurden und junge Menschen massenhaft ihre Arbeit verloren. Weitere Haussanierungen und Projekte folgen.

Besetzung des Archivs der Stasi-Zentrale in der Normannenstraße gemeinsam mit ca. 30 weiteren Bürgerrechtlern und Bürgerrechtlerinnen

seit 1993
Gründung und Geschäftsführung diverser Einrichtungen und Projekte für Kinder, Jugendliche und Familien, darunter Kindertagesstätten, Jugendklubs, Ausbildungseinrichtungen, Betreutes Wohnen, Umweltprojekte, Abenteuerspielplätze, Wohnungslosenarbeit und vieles mehr in Trägerschaft des Sozialdiakonische Jugendarbeit Lichtenberg e. V.

1994
Einladung zum Neujahrsempfang durch den Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker

seit 2002
Mitglied im Kreiskirchenrat Lichtenberg-Oberspree

2005
Master of Social Management an der Hochschule Braunschweig-Wolfenbüttel

2006 bis 2013
Vorsitzender der Fraktion Bündnis90/Die Grünen in Berlin-Lichtenberg
Hier verfolgt er klar kommunalpolitische Ziele wie den Erhalt und Ausbau von Jugendfreizeit-Einrichtungen, Stadtteil-Arbeit und die Verhinderung des Neubaus eines Kohlekraftwerkes im Bezirk. Im August 2013 tritt er von den politischen Wahlämtern zurück, da die Vereinbarkeit von Familie und Bezirkspolitik zunehmend weniger gelingt.

2011
Einladung zum Neujahrsempfang durch den Bundespräsidenten Christian Wulff

seit 2011
Vorsitzender des Beirates der Geschäftsführung der Gesellschaft für Betreutes Wohnen gGmbH

seit 2013

Vorstandsvorsitzender und Geschäftsführer der im selben Jahr durch ihn gegründeten „SozDia Stiftung Berlin – Gemeinsam Leben Gestalten“, hervorgegangen aus dem Sozialdiakonische Jugendarbeit Lichtenberg e. V.
Getreu ihrem Grundsatz "Gemeinsam Leben gestalten" schafft die SozDia mit ihrer bedarfsorientierten und auf Teilhabe, Mitgestaltung sowie Selbstbefähigung ausgerichteten Arbeit Perspektiven, Orte der Begegnung und des Miteinanders. Die Angebote ihrer rund 60 Einrichtungen der sozialdiakonischen Kinder-, Jugend-, Familien- und Gemeinwesenarbeit sowie der Wohnungsnotfallhilfe und Sozialpsychiatrischen Assistenz werden jeden Tag von rund 5.000 Berliner*innen nachgefragt. Leitgedanke aller Dienste, Einrichtungen und Projekte der Stiftung ist die Begleitung auf dem Weg in ein selbstbestimmtes Leben, Demokratiegestaltung und Verantwortungsübernahme für die Entwicklung von Gemeinschaft. Ihre Vision „Jeder Mensch hat einen Platz in der Mitte der Gesellschaft“ wird von ca. 650 Mitarbeitenden der Diakonischen Stiftung und ihrer Tochtergesellschaften getragen.

ebenfalls seit 2013
Vorsitzender des Fachverbandes Evangelische Jugendhilfen im Diakonischen Werk und Mitglied im Diakonischen Rat des Diakonischen Werkes Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz

2015
Bundesverdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik durch Joachim Gauck

seit 2019
Vorsitzender des Kita-Rates des Kreiskirchlichen Kitaträgers im Kirchenkreis Lichtenberg-Oberspree und Vorstandsmitglied im Verband Evangelischer Tagesstätten für Kinder

seit 2021
Vorstandsvorsitzender der Robert-Havemann-Gesellschaft e. V.


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