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In den 1980er-Jahren formiert sich in Leipzig eine besonders aktive oppositionelle Szene. Am 15. Januar 1989, dem Tag der jährlich stattfindenden Luxemburg-Liebknecht-Demonstration, versammeln sich über 500 Menschen in der Leipziger Innenstadt. Sie fordern ihr verfassungsmäßiges Recht auf Meinungsfreiheit. Polizei und Stasi lösen die Demonstration gewaltsam auf und verhaften mehr als 50 Teilnehmer. Die Staatsmacht beobachtet die Leipziger Oppositionsszene nicht erst ab diesem Zeitpunkt mit großer Nervosität. Quelle: Archiv Bürgerbewegung Leipzig
Am 7. Mai 1989 wird in der DDR gewählt, und wieder einmal beweist die SED-Führung mit einer Zustimmung von über 98 Prozent, dass es in der DDR keine freien Wahlen gibt. Wahlbeobachter der Opposition belegen den Wahlbetrug. Um gegen die Scheindemokratie zu demonstrieren, finden sich einige wenige Mutige vor der Sophienkirche in Ost-Berlin zu einer Protestkundgebung ein. Fortan wird an jedem siebenten Tag eines Monats auf dem Alexanderplatz demonstriert und es werden immer mehr mutige Bürger. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Hans-Jürgen Röder
Auf die Besetzung des Platzes des Himmlischen Friedens in Peking reagiert die chinesische Staatsführung mit brutaler Gewalt. Bei der Räumung gibt es Hunderte Tote. DDR-Oppositionelle befürchten ein ähnliches Vorgehen in der DDR. Die „chinesische Lösung“ soll sich nicht in der DDR wiederholen. Die Opposition protestiert vor der Berliner Erlöserkirche und vor weiteren Kirchen mit einem mehrtägigen Klagetrommeln gegen die Niederschlagung der Demokratiebewegung in China. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Siegbert Schefke
Immer mehr Menschen sehen Ende der 1980er-Jahre keine Perspektive mehr für ein Leben in der DDR. Massenweise stellen sie Ausreiseanträge oder machen sich auf den Weg, um auf eigene Faust über Ungarn oder Prag in die Bundesrepublik zu flüchten. Sie hoffen auf ein besseres Leben und grenzenlose Freiheit. Vor der Sophienkirche in Ost-Berlin bringt ein Kind im Juni 1988 diesen Wunsch zum Ausdruck. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Barbara Hanus
Am 19. August 1989 laden ungarische oppositionelle Gruppen zum „Paneuropäischen Picknick“ nach Sopron an der Grenze zu Österreich ein. Dabei soll ein Grenztor symbolisch für einige Stunden geöffnet werden. Etwa 700 von ihnen gelingt die Flucht nach Österreich trotz geltenden Schießbefehls. Die ungarischen Grenzsoldaten halten sie nicht auf. Das „Paneuropäische Picknick“ wird zum ersten Riss im Eisernen Vorhang. Quelle: Dirk Eisermann/Hamburg
Am 9. Oktober 1989 kommt es in Leipzig zur größten systemkritischen Demonstration seit dem Volksaufstand vom 17. Juni 1953. Am 4. September waren es noch ein paar Hundert Mutige, die ihre Botschaft nach dem Friedensgebet in der Nikolaikirche auf die Straße trugen. Am 9. Oktober demonstrieren mehr als 70.000 Menschen in Leipzig friedlich gegen das SED-Regime und fordern Reformen. Die Sicherheitskräfte sehen ohnmächtig zu. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Aram Radomski
Ein letztes Mal feiern sich die greisen Machthaber zum 40. Jahrestag der Gründung der DDR am 7. Oktober. Zusammen mit anderen Diktatoren des Ostblocks zeigen sie sich auf einer Ehrentribüne in der Ost-Berliner Karl-Marx-Allee. Doch die Bevölkerung glaubt nicht mehr an das staatlich inszenierte Bild einer heilen Welt. Zehntausende protestieren dagegen auf Straßen und Plätzen. Quelle: Bundesarchiv/183-1989-1007-402/Klaus Franke
Ein Kreis ostdeutscher Pazifisten liefert einen besonderen Beitrag zum 40. Geburtstag der DDR. Sie bringen eine neue Währung in Umlauf: den 40-Quark-Schein. Die Anregung dazu holen sie sich bei polnischen Oppositionsgruppen. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft
Die oppositionelle Berliner Szene trifft sich Anfang Oktober 1989 in der Ost-Berliner Gethsemanekirche. Mit einer Mahnwache solidarisieren sie sich mit den politischen Gefangenen aus Leipzig und anderen Orten. Als die Situation am Abend des 7. Oktober 1989 eskaliert und Hunderte Demonstranten verhaftet werden, wird die Gethsemanekirche zum Zentrum des Widerstands und zu einem Brennpunkt der Revolution. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Nikolaus Becker
Am 7. Oktober 1989 versammeln sich auf dem Berliner Alexanderplatz erneut Tausende Menschen, um gegen die Fälschung der Wahlen vom 7. Mai zu protestieren. Sie laufen in Richtung Palast der Republik, in dem die Feierlichkeiten zum 40. Jahrestag der Gründung der DDR stattfinden. Polizisten riegeln das Gebäude ab. Die Rufe der Demonstranten nach Reformen sind auch in den Innenräumen zu hören. Am Abend gehen staatliche Sicherheitskräfte, wie hier in der Mollstraße, brutal gegen die Protestierenden vor und verhaften Hunderte von ihnen. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Nikolaus Becker
Neben Berlin und Leipzig finden am 7. Oktober 1989 in der sächsischen Stadt Plauen die größten Demonstrationen statt. Mehr als 10.000 Menschen finden sich vor dem Rathaus der Stadt ein, um Reisefreiheit und die Demokratisierung des Landes zu fordern. Verzweifelt versucht die Staatssicherheit, Herr der Lage zu werden, und zieht die Transparente der Demonstranten ein. Quelle: BStU, MfS, Ast. Chemnitz, Abt. XX, 2733
Am 4. November 1989 findet auf dem Alexanderplatz in Ost-Berlin die größte nicht staatlich organisierte Demonstration in der Geschichte der DDR statt. Im Oktober 1989 hatte Egon Krenz den langjährigen Staats- und Parteichef Erich Honecker an der Spitze abgelöst und eine Kurskorrektur der allein herrschenden Partei SED angekündigt. Diese Maßnahmen gehen den Demonstranten aber nicht weit genug. Hunderttausende fordern demokratische Reformen, freie Wahlen und Meinungsfreiheit. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Rolf Walter
Wie hier auf einer Straße im Bezirk Karl-Marx-Stadt sieht man im Herbst 1989 immer häufiger den Wunsch nach Reformen und Legalisierung der Oppositionsgruppen. Eine zentrale Forderung auf den Demonstrationen ist auch die Zulassung der Bürgerbewegung Neues Forum. Die Vereinigung sieht sich als politische Kommunikationsplattform und will das Schweigen im Land überwinden. Quelle: BStU, MfS, BV Karl-Marx-Stadt, KD Hainichen, Nr. 17, Bl. 101
Deutsche aus Ost und West feiern am 10. November 1989 auf der Mauer vor dem Brandenburger Tor das Ende des Kalten Krieges. Seit dem späten Abend des 9. November sind alle innerstädtischen Grenzübergänge offen. 28 Jahre lang ist das Brandenburger Tor das Symbol für die Teilung der Stadt gewesen. Nun ist es für alle Deutschen zum Greifen nahe. Quelle: REGIERUNGonline/Klaus Lehnartz
Nach dem Mauerfall trifft sich am 10. November 1989 das Neue Forum Prenzlauer Berg in der Ost-Berliner Gethsemanekirche zu ihrer Gründungsveranstaltung. Von den DDR-Behörden lange als „verfassungsfeindlich“ eingestuft, ist der Antrag auf Zulassung des Neuen Forums am 8. November offiziell angenommen worden. Diese sensationelle Nachricht ging in der Freude über den Mauerfall fast unter. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Andreas Kämper
Erste Sitzung des Zentralen Runden Tisches am 7. Dezember 1989 in Ost-Berlin. Die Oppositionsgruppen wollen den Protest von der Straße an den Verhandlungstisch bringen. Von großer öffentlicher Aufmerksamkeit begleitet, führen die neu gegründeten Bewegungen und Parteien vier Monate lang zähe Verhandlungen mit den Vertretern des alten Machtapparats. Der Zentrale Runde Tisch schafft wesentliche Voraussetzungen für die Demokratisierung der DDR. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Rolf Walter
Die Mitarbeiter der Stasi-Zentrale in der Ost-Berliner Normannenstraße können im Gegensatz zu allen untergeordneten Dienststellen bis zum Januar 1990 weiterhin ungehindert ihre Akten vernichten. Demonstranten folgen am 15. Januar 1990 dem Aufruf des Neuen Forums, die Zugänge des Gebäudes in einem symbolischen Akt zu vermauern und gegen die Aktenvernichtung zu protestieren. Die Demonstration vor den Toren endet mit der Besetzung der Zentrale des Staatssicherheitsdienstes in Ost-Berlin. Eine der letzten Stasi-Bastionen fällt und die Bürger erkämpfen sich friedlich ihre Freiheit. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Rolf Walter

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