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Am 30. Juni 1973 tritt der Liedermacher Wolf Biermann in seiner Wohnung vor Journalisten auf. Lieber würde er auf den großen Bühnen seine politischen Stücke singen, doch seit 1965 gilt für ihn ein Auftrittsverbot. Quelle: Archiv StAufarb, Bestand Klaus Mehner, 73_0731_KUL_Musik_06
Überraschend darf Wolf Biermann 1976 zu einer Konzerttournee nach Westdeutschland reisen. Die SED-Führung sieht darin eine günstige Gelegenheit, sich des unliebsamen Dissidenten zu entledigen. Nach seinem ersten Konzert am 13. August in Köln wird Biermann darüber informiert, dass er aus der DDR ausgewiesen wurde. Die Bevölkerung der DDR ist über den Vorgang informiert, denn die ARD strahlt das komplette Konzert aus. Die nachfolgende Protestwelle überrascht selbst die Staatssicherheit. Quelle: Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft
In den 1970er-Jahren entwickelt sich in Jena eine aktive Szene junger Oppositioneller. Die Mitglieder der Jungen Gemeinde Stadtmitte um den Jugenddiakon Thomas Auerbach (4. v. l.) sind empört über die Ausbürgerung Wolf Biermanns. Sie wollen das Unrecht nicht hinnehmen und bekennen Farbe. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Hans-Helmut Kurz
In einem offenen Brief sprechen sich am 17. November 1976 namhafte DDR-Künstler für die Rücknahme der Ausbürgerung Biermanns aus. Sie fürchten eine harte Antwort des Staats auf jede Form von Kritik oder öffentliche Meinungsäußerung. In Ost und West solidarisieren sich viele mit der Botschaft der Unterzeichner. Diese werden bedroht und zur Rücknahme ihrer Unterschriften gedrängt. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft
Auf die Proteste gegen die Ausbürgerung Biermanns reagiert das SED-Regime mit einer Pressekampagne zur Legitimierung ihrer Schritte. Eine ganze Reihe regimetreuer Künstler und Intellektuellen unterstützen am 22. November 1976 im „Neuen Deutschland“ die staatlichen Maßnahmen. Quelle: Neues Deutschland, 22. November 1976, S. 3
Christian Kunert, Gerulf Pannach (v.l.n.r.) und Jürgen Fuchs (r.) beziehen wie viele beliebte DDR-Künstler offen Stellung gegen die Ausbürgerung Biermanns. Wenig später werden auch sie zur Ausreise gezwungen. Wolf Biermann empfängt sie in seiner West-Berliner Wohnung. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Johanna Elbauer
In Berlin sind die Proteste besonders zahlreich. Gerade junge Leute bringen durch Flugblätter und Plakate ihren Widerspruch zum Ausdruck. „Lasst die Kommunisten leben“ – etwa 200 dieser Karten verteilt eine unbekannte Gruppe in Berliner Briefkästen und protestiert damit gegen die Ausbürgerung des überzeugten Kommunisten Biermann. Quelle: BStU, MfS, HA XX/9 1269
Plakate und Flugblätter sowie Parolen an Häuserwänden und Haustüren, wie hier im Berliner Stadtteil Pankow, gibt es nach der Ausbürgerung Biermanns in großen Teilen der DDR. Viele fühlen sich an die Methoden der Nationalsozialisten erinnert und werden erst durch die Ausweisung des Liedermachers politisiert. Quelle: BStU, MfS HA XX, 12665
Nicht nur in den Großstädten entwickelt sich Protest. Auch in den ländlichen Gegenden der DDR wenden sich die Bürger gegen die Maßnahmen der Parteiführung. Auf einem Förderwagen unter Tage im Thomas-Müntzer-Schacht in Sangerhausen solidarisieren sich Unbekannte mit Biermann. Quelle: BStU, MfS, HA XX 12665
An den Wochenenden dröhnt der Blues durch die DDR-Provinz. Was im Westen die Hippies sind, sind im Osten die Tramper. Tausende Jugendliche sind unterwegs von Konzert zu Konzert, immer beobachtet vom wachsamen Auge der Staatssicherheit. Mit ihren langen Haaren und den für sie typischen Tramper-Utensilien sind sie gut identifizierbar. Quelle: PUNCTUM/Bertram Kober

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