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Katrin Hattenhauer - Haft 2 / 2



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Abschrift

Es gab einen Freund, der zu mir gesagt hat: „Katti, so seltsam. Siehst gut aus – aber über Jahre – als ob du eine andere Person bist; ganz viele Jahre weitergereist.“ Und das trifft es, glaube ich, ganz gut, weil ich natürlich in dieser ganz kurzen Zeit und im Gefängnis so viele Mechanismen in sehr kurzer Zeit erlernen musste, um mich selbst zu schützen und auch in viele Extremsituationen gekommen bin, um eben nicht zu sprechen. Das ging bis an meine eigene persönliche Grenze, was man so machen kann. Also ich habe ja die Vernehmungen als sehr, sehr belastend empfunden und ich habe dann irgendwann gesagt: „Okay, ich kann diesem Gefängnisalltag nicht mehr folgen. Wenn ich das tue, dann schaffe ich das als Persönlichkeit nicht, das zu überstehen. Das heißt, ich kann nicht morgens, wenn die den Besen reinwerfen, hinter der Tür stehen, in Habachtstellung und meine Zelle fegen. Und ich kann auch nicht immer auf dem Hocker sitzen und zur Luke gucken, sobald sich der Schlüssel dreht. Ich werde mir sozusagen die Freiheit nehmen, mich einfach auf dem Bett auszustrecken und nicht mit dem Gesicht zur Luke zu gucken, sondern andersherum. Und wenn die was wollen? Dann sollen die mal reinkommen, dann sollen die mir das mal erklären. Und das Guckloch werde ich mal zuschmieren, mit was auch immer.“ Ich will dir nicht sagen, mit was allem. Und wenn die das anders wollen, dann müssen die sich darum kümmern. Natürlich ist das eine fortwährende Auseinandersetzung. Ich bin auch irgendwann nicht mehr zur Vernehmung gegangen. Ich habe gesagt: „Okay, Ihr Wärter, ihr könnt jetzt dem Vernehmer Folgendes ausrichten: Seit wann kommt der Knochen zum Hund?“ Und damit war klar: das ist jetzt eine Kriegsansage, aber persönlich konnte ich das besser überstehen, als immer zu folgen, weil das Folgen natürlich heißt, dass du dich dort ein Stück weit verlierst. Du weißt nicht mehr, wer du bist. Irgendwie dröselt das so alles in deiner Persönlichkeit auf, dass du denkst, wenn du jedem Befehl folgst und alles immer nur machst, wie die wollen. Obwohl du weißt, wer du bist. Du verlierst dich ein Stück weit. Das heißt, wenn du das nicht willst, musst du die Konfrontation eingehen und sagen: „Okay, ich muss mich dann in eine Auseinandersetzung begeben, von der ich zwar nicht weiß, ob sie für mich gut ausgeht, aber immerhin ist sie noch besser als das andere.“
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