Katrin Hattenhauer - "Wem kann man vertrauen?"
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Abschrift
Ich glaube, es war eine permanente Frage. Das war, was ich andeuten wollte, die Belastung dieser Zeit, also dieser Oppositionsarbeit, dass das eben nicht nur Freundschaften, sondern auch Notgemeinschaften waren und dass dazu eben auch gehörte, dass in einer Diktatur, wo du jedes Wort überlegen musst und genau wissen musst, dass es für dich, für deine Freiheit oder dass du eben nicht inhaftiert wirst, sehr wichtig ist, wem du vertrauen kannst und ob du diesen Schritt richtig gemacht hast. Bleibt natürlich so ein bisschen was Unterschwelliges, dass in solchen Repressionssystemen und in einem Netzwerk, das dagegen entsteht, das auch eine wiederkehrende Frage ist zu sagen: Kann ich ihm oder Ihr vertrauen? Und das natürlich, das weiß man ja auch, die Staatssicherheit das bewusst genutzt hat, solche Sachen zu untergraben und dann bewusst Nachrichten zu streuen oder in Vernehmungen zu sagen: "Sind Sie sich sicher, dass Sie ihr oder ihm vertrauen können?" Das ist natürlich ein permanenter Zustand, wo ich gesagt habe, das gehört zu den Belastungen dieser Zeit, dass diese Frage immer mit im Raum steht, dass du nicht ganz frei Freundschaften schließt und Beziehungen pflegen kannst, ohne dir diese Frage immer wieder stellen zu müssen und dass das eben natürlich auch belastend ist. Ich kann jetzt nicht sagen, dass ich gewusst habe oder gesehen habe "und der oder die vielleicht oder so", dass ich das gedacht habe. Ich habe eigentlich versucht, um nicht verrückt zu werden, so was auch auszuschalten und zu sagen: Ich muss jetzt im Hier und Jetzt mit den Leuten auskommen, die da sind. Und ich kann nicht jede Unebenheit sofort auswerten und sagen: "Oh, vielleicht kann ich ihm oder ihr nicht vertrauen". Sondern ich muss dafür, dass überhaupt was entstehen kann, dieses Vertrauen investieren? Aber natürlich, das weißt du sicherlich, hat das viele dieser Dynamiken zwischen den Gruppen oder zwischen den Leuten auch durchaus gestört und manchmal zerstört. Diese Art Vertrauensfrage gehört zu den unangenehmen Seiten dazu dieser Oppositionsarbeit.