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Katrin Hattenhauer - Die Deutsche Teilung



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Abschrift

Geografisch, wo ich geboren bin – in Nordhausen – wenn man sich das auf der Karte anguckt, spielt es eine große Rolle, dass das nur 30 Kilometer von der damaligen Zonengrenze entfernt war und deshalb natürlich für die Menschen, die da lebten, sehr viel präsenter war, dass es ein zweites, anderes Deutschland gibt. Und in meinem Fall: unsere Familie war teilweise geteilt. Die Familie meiner Großmutter, da lebten einzelne Verwandte auf der anderen Seite, im Harz. Und natürlich gab es diese Situation, ich kenne die als Kind gut: Tante und Onkel kommen vorbei, mit einem wunderbaren Auto aus dem Westen, besuchen uns, bringen Geschenke mit und ich als Kind habe gefragt: „Gott, wieso wissen wir eigentlich nicht, wie die beiden wohnen? Wieso können wir nie zu dieser Tante, diesem Onkel hinfahren? Wieso wissen die alles über uns und wissen, wie wir leben? Aber wir wissen eigentlich nichts über die.“ Und meine Großmutter sagte dann zu meiner Mutter: „Ja, meine Güte, gewöhn' dem Kind gleich mal diese Fragen ab, das wird uns noch in Schwierigkeiten bringen.“ Aber natürlich fragst du dich das als Kind, dass du sozusagen sehr klar begreifst: Das sind Verwandte. Du magst, wenn die zu Besuch kommen, aber du kannst letzten Endes nie erfahren, wie die leben und wie es denen geht und von was die umgeben sind. Und du begreifst, dass du nicht die Freiheit hast, nicht die gleiche, wie die zu haben, um dich zu sehen. Du kannst nicht entscheiden, wann du die sehen möchtest und ob du sie sehen kannst. Und das habe ich schon als Kind doch sehr klar verstanden.
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