Michael Heinisch-Kirch, Bericht 7.9., Seite 1, RHG_EP_11
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Abschrift:
Bericht über den brutalen Einsatz der Sicherheitskräfte auf dem Alexanderplatz am 7. SeptemberTraditionsgemäß sollte auch an diesem 7. an den vor 4 Monaten stattgefundenen Wahlbetrug erinnert werden. Die Flugblätter, die zu diesem Anlaß einluden, hatten folgenden Wortlaut:
4 Monate nach der Wahl – Staatliche Stellen reagieren auch 4 Monate nach den Kommunalwalen vom 7. Mai 89 nicht konstruktiv auf den nachweisbaren Wahlbetrug. Wir sind davon betroffen. So wollen wir uns am 7. 9. 89, 17.00 Uhr treffen, um bis 17.01 Uhr auf die Wahl lautstark zu pfeifen. Bringt bitte geeignete Trillerpfeifen mit.
Wie üblich gab es schon im Vorfeld Beschattungen, Vorladungen und ähnliche Behinderungen.
Am Nachmittag des 7. 9. war der Alexanderplatz durch ein massives Aufgebot von uniformierten und zivilen Mitarbeitern staatlicher Organe abgeriegelt. Alle Zugänge waren kontrollier. Trotzdem gelang es ca. 200 Personen, sich auf dem Alexanderplatz aufzuhalten. Bei den umfangreichen Kontrollen wurden bereits einige Menschen festgenommen.
Gegen 17.00 Uhr kam es durch den offensiven Einsatz Uniformierter zu einer deutlich gespannten Athmosphäre, was viele Passanten veranlaßte, auf dem Alexanderplatz zu verweilen. Sie wurden Zeugen eines offensichtlich geplanten brutalen Terroreinsatzes der „Sicherheits“organe. So hörte ein bereits vorzeitig Festgenommener gegen 16.55 Uhr den Funkspruch des Einsatzleiters mit: „Ihre Einsatzkräfte im Bereich Weltzeituhr sind zu inaktiv. Bitte auf größere Aggressivität bei den Kontrollen hinweisen!“ Von den ca. 200 Demonstranten sammelten sich ca. 40 am Springbrunnen zwischen Weltzeituhr und Zentrum-Warenhaus. Sie versuchten, durch Buchstaben auf ihren Hemden den Spruch „7. Mai Wahlbetrug“ zusammenzustellen und auf die Wahl zu pfeifen. Einigen gelang es tatsächlich, bis zu einer Sekunde zu pfeifen. Es wurden auch Rufe laut „Nie genug vom Wahlbetrug“. Im selben Moment setzte ein terroristischer Überfall von zivilen Kräften ein. Gegen fast alle wurde körperliche Gewalt angewendet. Es wurde geprügelt, getreten und geschliffen. Gelernte Brutalität wie Würgegriffe und dergleichen waren häufig. Einem Beteiligten wurde der Oberarm gebrochen, ihm wurde erst nach vielen Stunden ärztliche Behandlung zuteil, viele wurden mit Prellungen, Zerrungen und anderen Verletzungen in die bereitgestellten Busse und Los ge-