Michael Heinisch-Kirch, Bericht 22.6. China, Seite 1, RHG_EP_11
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Abschrift:
Michael HeinischStefan Müller
Andreas Mrachacz
Bericht zu den Ereignissen Pankow 22.6.89
Nach Bekanntwerden der ersten 3 vollstreckten Hinrichtungen in China verfaßten einige betroffene Leute einen offenen Brief (siehe Anlage).
Am 22.6.89 um 16.30 Uhr bestand für Interessenten die Möglichkeit, dieses Schreiben zu unterzeichnen und der chinesischen Botschaft persönlich zu überbringen.
Es trafen sich ungefähr 50 Leute im Garten der Superintendentur Pankow. Dabei war im Raum Pankow-Kirche ein massives Aufgebot von uniformierten und nicht uniformierten Angehörigen staatlicher Organe zu beobachten. Es wurde fotografiert und gefilmt.
Nach Verlesen des Briefes machte sich eine etwa 40-köpfige Gruppe auf den Weg zur Botschaft.
Nach wenigen Metern wurde die Gruppe durch zuviele Einsatzkräfte gestoppt und aufgefordert, einzeln weiterzugehen, nachdem sich einige Gruppenmitglieder auf den Bürgersteig gesetzt hatten.
Der Aufforderung wurde Folge geleistet. Dabei wurden bereits einige Personalausweise zur Einsichtnahme verlangt.
Die Gruppenmitglieder gingen weiter, wurden jedoch in Höhe der Kaufhalle endgültig gestoppt. Nach nochmaliger Aufforderung zum vereinzelten weitergehen, was jedoch aufgrund einer Umstellung durch das massive Aufgebot von „Sicherheits“-kräften nicht mehr möglich war, setzten sich viele auf den Bürgersteig. Es fuhren gegen 17.00 Uhr zwei Mannschaftswagen der VP vor. Uniformierte VP-Angehörige begannen, Sitzende und Stehende, teilweise unter Einsatz völlig unangemessener grober Gewalt, auf die Wagen zu verladen. Aus der Gruppe ließ sich jedoch niemand zu gewalttätigen Reaktionen provozieren.
Etwa 30 Menschen wurden auf einem Mannschaftswagen zum Revier Idastraße verbracht. Wir wurden dort in eine SKW-Garage gesperrt. Unsere Personalausweise wurden eingesammelt. Es herrschte ein hektischer, unfreundlicher, anmaßender, macht demonstrierender Umgangston seitens der Uniformierten. Kurze Zeit später wurden weitere 10 Personen in 2 Gruppen mit LKW zugeführt und in eine zweite Garage eingesperrt.
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