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Christian Halbrock

Das Schwarzweißporträtfoto weist deutliche Altersspuren auf, mit verschiedenen Flecken und Kratzern auf der Oberfläche. Zu sehen ist ein junger Mann mit dunklen, mittellangen Haaren und Mittelscheitel. Der Mann trägt einen Bart, schaut direkt in die Kamera und runzelt die Stirn. Er trägt einen dunklen Pullover über einem hellen Hemd.
Passfoto von Christian Halbrock (1985). Dieses Foto verwendet das MfS in einer Dokumentation über die Mitglieder der UB. Quelle: BStU, MfS, BV Berlin Abt. XX - 2746
Dieses Bild zeigt ein altes Stoffabzeichen, es ist mit einem beige-braunen Grundstoff gestaltet und hat einen roten Rand, der einen kreisförmigen Rahmen bildet. Im Zentrum des Abzeichens befindet sich eine blaue Figur. Der Text Schwerter zu Pflugscharen läuft entlang des roten Kreisrandes, wobei die Wörter gleichmäßig um die zentrale Figur angeordnet sind. Das Abzeichen zeigt deutliche Altersspuren, die Ränder sind ausgefranst. Das Material wirkt abgenutzt.
Weil Christian Halbrock einen solchen Aufnäher am Parka trägt, darf er während seiner Berufsausbildung das Schulgebäude nicht mehr betreten. Die Staatssicherheit beschlagnahmt schließlich Parka samt Aufnäher. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft / RHG_Fo_HAB_15017
Dieses Bild zeigt die Innenseiten eines deutschen Wehrdienstausweises. Auf dem auf der linken Seite befindlichen Passfoto ist ein junger Mann mit dunklen mittellangen Haaren und Pony zu sehen. Zudem befindet sich darunter die Unterschrift des Inhabers. Auf der rechten Seite befindet sich eine Personenkennzahl am oberen Rand und darunter die persönlichen Angaben in handschriftlicher Form. Der Ausweis hat eine gelblich-grüne Farbe mit einem Sicherheitsmuster der DDR im Hintergrund.
Wehrdienstausweis von Christian Halbrock, ausgestellt am 24. März 1981. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft / RHG_Fo_HAB_10498
Abschrift
Das Schwarzweißfoto zeigt einen Hinterhof mit Blick auf die verwitterte Fassade eines Gebäudes. Das Gebäude hat eine bröckelnde Putzfassade mit mehreren Fenstern im Obergeschoss. An der Fassade sind verschiedene Graffitis und Wandmalereien zu erkennen. Vor dem Gebäude steht ein Sofa, ein Sessel und ein Tisch sowie eine Art hölzernes Podest mit Töpfen darauf.
Berlin-Prenzlauer Berg, Hinterhof der Dunckerstraße 21 (1985). Im September 1982 bezieht Christian Halbrock illegal eine Wohnung in diesem Haus. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft / RHG_Fo_HAB_13299
Das Schwarzweißfoto zeigt ein mehrstöckiges Gebäude. Die Fassade ist stark abgenutzt und stellenweise bröckelig, mit mehreren Fenstern in beiden Stockwerken. Im Erdgeschoss ist links eine Eingangstür zu sehen, und auf der Fassadenwand sind mehrere Graffitis und Wandmalereien. Rechts im Bild sieht man eine Backsteinmauer. Der Boden des Hinterhofes ist teilweise mit Wasser bedeckt. Vor dem Gebäude stehen Pflanzen in Töpfen, ein Sofa sowie ein Sessel und ein Tisch. Besonders auffällig ist der große, weiße Text, der über das Bild gelegt wurde, dort steht viele Grüße aus der Mauerstadt.
Berlin-Prenzlauer Berg, Hinterhof der Dunckerstraße 21 (1985). Von den Hausbesetzern angefertigte Postkarte. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft / RHG_Fo_HAB_13300
Dieses schwarz-weiße Foto zeigt drei junge Menschen, die auf einer Straße stehen. Zwei von ihnen, links und in der Mitte, tragen weiße Atemschutzmasken und haben ihre Hände defensiv erhoben. Der junge Mann rechts hat keine Maske und hält sich die Hand vor den Mund. Im Hintergrund ist eine große Industrieanlage mit mehreren rauchenden Schornsteinen zu sehen.
Am 18. Mai 1984 organisieren Michael Beleites und der Bitterfelder Kreisjugendpfarrer Jürgen Kohtz einen Protestmarsch von Bitterfeld über Greppin nach Wolfen. Damit wollen sie auf die Umweltzerstörung in dieser Region aufmerksam machen. V.l.n.r.: Christian Halbrock, Oliver Groppler und Jens Albert Möller. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Michael Beleites/RHG_Fo_RDA_01215
Dieses Schwarzweißfoto zeigt eine Innenraumszene mit starken Kontrasten zwischen Licht und Schatten. Ein junger Mann steht in einem Türrahmen. Man erkennt ihn durch das Gegenlicht fast nur als Silhouette. Der dunkle Bereich im Vordergrund steht im Kontrast zum hellen Hintergrund.
Christian Halbrock im besetzten Haus in der Ostberliner Lychener Straße 61 Mitte der 1980er Jahre. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft / RHG_Fo_HAB_13298
Dieses Dokument ist ein Informationsblatt der Umweltbibliothek, das sich mit Umweltthemen beschäftigt. Darauf wird die Umweltbibliothek vorgestellt, vom Standort und Umzug berichtet sowie eine Eröffnungsveranstaltung beworben. Die Überschriften sind handschriftlich, der Haupttext mit Schreibmaschine auf einem geblichen Papier verfasst.
Erste Ausgabe des Informationsblattes der UB. Über Ursachen und Folgen des Super GAUs von Tschernobyl 1986 wird in der DDR offiziell so gut wie nicht informiert. Die Ostdeutschen sind höchst beunruhigt, fragen nach möglichen Verhaltensweisen und sicheren Lebensmitteln. Die UB stellt Daten und Fakten zusammen und führt Veranstaltungen zu diesem Thema durch. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft / RHG_Fak_0938
Abschrift
Dieses Schwarzweißfoto zeigt einen jungen Mann, der im Vordergrund steht. Er trägt dunkle Kleidung und hält eine weiße Tasche in den Händen. Im Hintergrund ist eine städtische Straßenszene mit mehrstöckigen Gebäuden und Autos zu erkennen. Links im Bild ist ein Einbahnstraßenschild zu erkennen. Weitere Personen sind unscharf im Hintergrund zu sehen.
Aus einer Stasi-Dokumentation über die Mitglieder der UB: Christian Halbrock wird vom MfS mit versteckter Kamera observiert. Quelle: Bundesarchiv / Stasi-Unterlagen-Archiv, MfS BV Berlin Abt. XX - 2746
Dieses Dokument zeigt eine technische Skizze eines Lageplans einer Wohnung. Rechts ist eine Legende zu sehen. Am oberen rechten Rand stehen Daten mit Schreibmaschine verfasst. Darunter befindet sich die Zeichnung des Lageplans.
Das MfS observiert die Wohnung von Christian Halbrock in Berlin, Senefelderstraße 18 und erstellt am 3. März 1987 diesen detaillierten Lageplan. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft (BStU-Kopie)
Abschrift
Dieses Bild zeigt eine Ankündigung für die Umweltbibliothek in Berlin aus dem Jahr 1984. Unter dem Haupttitel wird in Handschrift eine Adresse und Uhrzeiten angegeben. Das Plakat verwendet als Hintergrund ein Schwarzweißfoto, das eine schwer geschädigte Waldlandschaft zeigt. Man sieht viele kahle, tote Baumstämme.
1986 gründet Christian Halbrock den Friedens- und Umweltkreis der Pfarr- und Glaubenskirche in Berlin-Lichtenberg mit, ein Vorläufer der im September zusammen mit Wolfgang Rüddenklau und Carlo Jordan gegründeten Umwelt-Bibliothek (UB). Bis zum Herbst 1989 ist er in der UB aktiv und Mitglied im Gemeindekirchenrat der Zionsgemeinde. Plakat und Flugblatt der Umwelt-Bibliothek. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft / RHG_Fo_HAB_15083
Abschrift
Dieses Bild zeigt einen Mann mittleren Alters. Er trägt eine dunkle Brille mit rechteckigen Gläsern, hat schwarzgraues, kurz geschnittenes Haar und trägt ein dunkles Jackett über einem dunklen Hemd. Er lächelt. Der Hintergrund ist dunkel und neutral gehalten.
Christian Halbrock, 3. November 2004. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft

Ost-Berlin 1983. Christian Halbrock ist 20 Jahre alt und im Umweltkreis der Evangelischen Studentengemeinde aktiv. Er beteiligt sich unter anderem an Aktionen gegen den Autobahnbau bei Schwerin und an Fahrrad-Demonstrationen gegen die Umweltverschmutzung in der DDR. Christian Halbrock will aktiv sein und auf die Straße gehen – nicht nur diskutieren und Eingaben schreiben.

Wenn man in dieser Zeit unter dem Label „Öko“ aktiv ist, wird man von der Partei nicht sofort als Staatsfeind definiert, auch wenn mit Umwelt nicht nur die Natur, sondern die gesamte Gesellschaft gemeint ist. Christian Halbrock und seine Freunde wollen diese Gesellschaft verbessern. Bei ihren Demos können die Aktivisten auf Unterstützung aus der Bevölkerung hoffen: Sie kann nicht verstehen, warum man die Jugendlichen verhaftet, wo sie doch etwas für die Umwelt tun!

Zusammen mit Wolfgang Rüddenklau beteiligt sich Christian Halbrock 1986 am Friedens- und Umweltkreis der Pfarr- und Glaubenskirche Lichtenberg. Im selben Jahr gründet er zusammen mit Wolfgang Rüddenklau und Carlo Jordan die Berliner Umwelt-Bibliothek (UB). Auf der Suche nach eigenen Räumen nehmen die Gründer Kontakt zu Pfarrer Simon von der Zionsgemeinde in Berlin-Mitte auf, der seinen Keller zur Verfügung stellt. Dort bauen die Aktivisten die UB auf, veranstalten Vorträge und stellen die Samisdat-Zeitschrift Umweltblätter her, zunächst in einer monatlichen Auflage von etwa 200 Exemplaren, später sind es 600. Im Jahr der Revolution, 1989, werden bis zu 2.000 Exemplare gedruckt.

Mit der Etablierung der UB als öffentlicher Treffpunkt für Andersdenkende wird das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) auf die Vorgänge im Keller der Zionsgemeinde aufmerksam. Für Christian Halbrock und die anderen Mitglieder der UB gibt es Ordnungsstrafen wegen „Störung des sozialistischen Lebens“. Als Folge der MfS-Razzia im November 1987 erfährt die UB großen Zuspruch aus der Bevölkerung. Solidaritätsadressen von verschiedenen Gruppen aus Ost und West treffen ein, es kommen Papierspenden und deutlich mehr Besucher. Christian Halbrock verabschiedet sich im Dezember 1989 von der UB. Aus seiner Perspektive hat sie ihren Zweck verloren: das Informationsmonopol des Staates zu brechen. Das hat sich mit der Friedlichen Revolution von selbst erledigt.



Biografische Angaben zu Christian Halbrock finden sie im Personenlexikon.

Zitierempfehlung: „Christian Halbrock“, hrsg. v. Bundeszentrale für politische Bildung und Robert-Havemann-Gesellschaft e.V., letzte Änderung Dezember 2019, www.jugendopposition.de/145510

 


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