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4. November 1989

Der Verband der Theaterschaffenden ruft zur Demonstration gegen Gewalt und für verfassungsmäßige Rechte am 4. November 1989 in Berlin auf. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft
Der Verband der Theaterschaffenden ruft zur Demonstration gegen Gewalt und für verfassungsmäßige Rechte am 4. November 1989 in Berlin auf. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft
Abschrift
Über eine halbe Million Menschen auf der Zielgeraden: Großdemonstration für Reformen und Demokratie auf dem Alex in Ost-Berlin (4. November 1989). Quelle: Archiv StAufarb, Bestand Klaus Mehner, 89_1104_POL-Demo_27
Über eine halbe Million Menschen auf der Zielgeraden: Großdemonstration für Reformen und Demokratie auf dem Alex in Ost-Berlin (4. November 1989). Quelle: Archiv StAufarb, Bestand Klaus Mehner, 89_1104_POL-Demo_27
Über eine halbe Million Menschen auf der Zielgeraden: Großdemonstration für Reformen und Demokratie auf dem Alex in Ost-Berlin (4. November 1989). Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Andreas Kämper
Über eine halbe Million Menschen auf der Zielgeraden: Großdemonstration für Reformen und Demokratie auf dem Alex in Ost-Berlin (4. November 1989). Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Andreas Kämper
Über eine halbe Million Menschen auf der Zielgeraden: Großdemonstration für Reformen und Demokratie auf dem Alex in Ost-Berlin (4. November 1989). Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Andreas Kämper
Über eine halbe Million Menschen auf der Zielgeraden: Großdemonstration für Reformen und Demokratie auf dem Alex in Ost-Berlin (4. November 1989). Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Andreas Kämper
Über eine halbe Million Menschen auf der Zielgeraden: Großdemonstration für Reformen und Demokratie auf dem Alex in Ost-Berlin (4. November 1989). Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Andreas Kämper
Über eine halbe Million Menschen auf der Zielgeraden: Großdemonstration für Reformen und Demokratie auf dem Alex in Ost-Berlin (4. November 1989). Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Andreas Kämper
Für Reformen und Demokratie: Großes Finale am 4. November 1989 auf dem Alexanderplatz in Ost-Berlin. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Andreas Kämper
Für Reformen und Demokratie: Großes Finale am 4. November 1989 auf dem Alexanderplatz in Ost-Berlin. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Andreas Kämper
Für Reformen und Demokratie: Großes Finale am 4. November 1989 auf dem Alexanderplatz in Ost-Berlin. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Andreas Kämper
Für Reformen und Demokratie: Großes Finale am 4. November 1989 auf dem Alexanderplatz in Ost-Berlin. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Andreas Kämper
Für Reformen und Demokratie: Großes Finale am 4. November 1989 auf dem Alexanderplatz in Ost-Berlin. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Andreas Kämper
Für Reformen und Demokratie: Großes Finale am 4. November 1989 auf dem Alexanderplatz in Ost-Berlin. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Andreas Kämper
Für Reformen und Demokratie: Großes Finale am 4. November 1989 auf dem Alexanderplatz in Ost-Berlin. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Andreas Kämper
Für Reformen und Demokratie: Großes Finale am 4. November 1989 auf dem Alexanderplatz in Ost-Berlin. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Andreas Kämper
Am 4. November 1989 vor dem Palast der Republik. Das Gebäude beherbergt die Volkskammer, das Parlament der DDR. Während der Demonstration sind auf allen Etagen Angehörige der paramilitärischen Kampfgruppen verteilt. Sie sollen sich für einen Einsatz...
Am 4. November 1989 vor dem Palast der Republik. Das Gebäude beherbergt die Volkskammer, das Parlament der DDR. Während der Demonstration sind auf allen Etagen Angehörige der paramilitärischen Kampfgruppen verteilt. Sie sollen sich für einen Einsatz bereithalten, aber darauf achten, dass sie von den Demonstranten draußen nicht zu sehen sind. Ein Jahr später äußert sich einer von ihnen in der Wochenzeitung der Bürgerbewegungen, die andere. "Ich habe die ganze Zeit wie mit der Faust in der Tasche dagestanden, hab immer noch gedacht, da unten marschiert die Konterrevolution und daß das so eine Masse ist, hätte ich nie für möglich gehalten ... was für eine Scheiße ich alles gedacht und mitgemacht habe." Quelle: Archiv StAufarb, Bestand KLaus Mehner, 89_1104_POL-Demo_42
Die Gründungsmitglieder des Neuen Forums, Bärbel Bohley (Mitte) und Jutta Seidel (r.), während der Demonstration am 4. November 1989. Quelle: Archiv StAufarb, Bestand Klaus Mehner, 89_1104_POL-Demo_53
Die Gründungsmitglieder des Neuen Forums, Bärbel Bohley (Mitte) und Jutta Seidel (r.), während der Demonstration am 4. November 1989. Quelle: Archiv StAufarb, Bestand Klaus Mehner, 89_1104_POL-Demo_53
Über eine halbe Million Menschen auf der Zielgeraden: Großdemonstration für Reformen und Demokratie auf dem Alex in Ost-Berlin (4. November 1989). Quelle: Archiv StAufarb, Bestand Klaus Mehner, 89_1104_POL-Demo_92
Über eine halbe Million Menschen auf der Zielgeraden: Großdemonstration für Reformen und Demokratie auf dem Alex in Ost-Berlin (4. November 1989). Quelle: Archiv StAufarb, Bestand Klaus Mehner, 89_1104_POL-Demo_92
Über eine halbe Million Menschen auf der Zielgeraden: Großdemonstration für Reformen und Demokratie auf dem Alex in Ost-Berlin (4. November 1989). Quelle: Archiv StAufarb, Bestand Klaus Mehner, 89_1104_POL-Demo_75
Über eine halbe Million Menschen auf der Zielgeraden: Großdemonstration für Reformen und Demokratie auf dem Alex in Ost-Berlin (4. November 1989). Quelle: Archiv StAufarb, Bestand Klaus Mehner, 89_1104_POL-Demo_75
Über eine halbe Million Menschen auf der Zielgeraden: Großdemonstration für Reformen und Demokratie auf dem Alex in Ost-Berlin (4. November 1989). Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Rolf Walter
Über eine halbe Million Menschen auf der Zielgeraden: Großdemonstration für Reformen und Demokratie auf dem Alex in Ost-Berlin (4. November 1989). Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Rolf Walter
Für Reformen und Demokratie: Großes Finale am 4. November 1989 auf dem Alexanderplatz in Ost-Berlin. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Andreas Kämper
Für Reformen und Demokratie: Großes Finale am 4. November 1989 auf dem Alexanderplatz in Ost-Berlin. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Andreas Kämper
Für Reformen und Demokratie: Großes Finale am 4. November 1989 auf dem Alexanderplatz in Ost-Berlin. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Andreas Kämper
Für Reformen und Demokratie: Großes Finale am 4. November 1989 auf dem Alexanderplatz in Ost-Berlin. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Andreas Kämper
Mit ihren selbstgestalteten Transparenten legen die Demonstranten eine erstaunliche Fantasie an den Tag. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Rolf Walter
Mit ihren selbstgestalteten Transparenten legen die Demonstranten eine erstaunliche Fantasie an den Tag. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Rolf Walter
Beiträge von der Schauspielerin Steffie Spira und dem Bühnenbildner Henning Schaller vom Organisationskomitee für die Protestdemonstration am 4. November 1989 in Berlin. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft
Beiträge von der Schauspielerin Steffie Spira und dem Bühnenbildner Henning Schaller vom Organisationskomitee für die Protestdemonstration am 4. November 1989 in Berlin. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft
Abschrift
Die Schriftstellerin Christa Wolf und die Rockmusikerin Tamara Danz auf der Abschlußkundgebung am 4. November 1989 auf dem Alexanderplatz. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Andreas Kämper
Die Schriftstellerin Christa Wolf und die Rockmusikerin Tamara Danz auf der Abschlußkundgebung am 4. November 1989 auf dem Alexanderplatz. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Andreas Kämper
„Es ist, als habe einer die Fenster aufgestoßen! Nach all
„Es ist, als habe einer die Fenster aufgestoßen! Nach all' den Jahren der Stagnation – der geistigen, wirtschaftlichen, politischen; – den Jahren von Dumpfheit und Mief, von Phrasengewäsch und bürokratischer Willkür, von amtlicher Blindheit und Taubheit. […] Einer schrieb mir – und der Mann hat recht: Wir haben in diesen letzten Wochen unsere Sprachlosigkeit überwunden und sind jetzt dabei, den aufrechten Gang zu erlernen!“ Der Schriftsteller Stefan Heym auf der Abschlusskundgebung am 4. November 1989 auf dem Alexanderplatz. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Andreas Kämper
Christoph Hein (links) und Christa Wolf auf der Abschlusskundgebung am 4. November 1989 auf dem Alexanderplatz. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Andreas Kämper
Christoph Hein (links) und Christa Wolf auf der Abschlusskundgebung am 4. November 1989 auf dem Alexanderplatz. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Andreas Kämper
Der Dramatiker Heiner Müller auf der Abschlusskundgebung am 4. November 1989 auf dem Alexanderplatz. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Andreas Kämper
Der Dramatiker Heiner Müller auf der Abschlusskundgebung am 4. November 1989 auf dem Alexanderplatz. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Andreas Kämper
Demo durch die Ostberliner Innenstadt mit Abschlusskundgebung auf dem Alexanderplatz. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Andreas Kämper
Demo durch die Ostberliner Innenstadt mit Abschlusskundgebung auf dem Alexanderplatz. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Andreas Kämper
Demo durch die Ostberliner Innenstadt mit Abschlusskundgebung auf dem Alex. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Jürgen Nagel
Demo durch die Ostberliner Innenstadt mit Abschlusskundgebung auf dem Alex. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Jürgen Nagel
Demonstration durch die Ostberliner Innenstadt mit Abschlusskundgebung auf dem Alexanderplatz. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Andreas Kämper
Demonstration durch die Ostberliner Innenstadt mit Abschlusskundgebung auf dem Alexanderplatz. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Andreas Kämper
Demonstration durch die Ostberliner Innenstadt mit Abschlusskundgebung auf dem Alexanderplatz. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Andreas Kämper
Demonstration durch die Ostberliner Innenstadt mit Abschlusskundgebung auf dem Alexanderplatz. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Andreas Kämper
Demonstration durch die Ostberliner Innenstadt mit Abschlusskundgebung auf dem Alexanderplatz. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Andreas Kämper
Demonstration durch die Ostberliner Innenstadt mit Abschlusskundgebung auf dem Alexanderplatz. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Andreas Kämper
Demonstration durch die Ostberliner Innenstadt mit Abschlusskundgebung auf dem Alexanderplatz. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Andreas Kämper
Demonstration durch die Ostberliner Innenstadt mit Abschlusskundgebung auf dem Alexanderplatz. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Andreas Kämper
Demonstration durch die Ostberliner Innenstadt mit Abschlusskundgebung auf dem Alex. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Rolf Walter
Demonstration durch die Ostberliner Innenstadt mit Abschlusskundgebung auf dem Alex. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Rolf Walter
Nach der Abschlusskundgebung auf dem Alexanderplatz legten die Teilnehmer ihre selbstgefertigten Plakate und Transparente ab. Sie sollen als Dokumente der Ereignisse dieser Tage erhalten bleiben. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Andreas Kämper
Nach der Abschlusskundgebung auf dem Alexanderplatz legten die Teilnehmer ihre selbstgefertigten Plakate und Transparente ab. Sie sollen als Dokumente der Ereignisse dieser Tage erhalten bleiben. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Andreas Kämper
Demonstration durch die Ostberliner Innenstadt mit Abschlusskundgebung auf dem Alex. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Sergej Glanze
Demonstration durch die Ostberliner Innenstadt mit Abschlusskundgebung auf dem Alex. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Sergej Glanze
Über eine halbe Million Bürger der DDR protestieren auf dem Alexanderplatz für den Rücktritt der SED-Regierung, freie Wahlen, Presse-, Meinungs- und Reisefreiheit. Quelle: BUNDESREGIERUNGonline/Klaus Lehnartz
Über eine halbe Million Bürger der DDR protestieren auf dem Alexanderplatz für den Rücktritt der SED-Regierung, freie Wahlen, Presse-, Meinungs- und Reisefreiheit. Quelle: BUNDESREGIERUNGonline/Klaus Lehnartz
Demonstration durch die Ostberliner Innenstadt mit Abschlusskundgebung auf dem Alex. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Jürgen Nagel
Demonstration durch die Ostberliner Innenstadt mit Abschlusskundgebung auf dem Alex. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Jürgen Nagel
Demonstration durch die Ostberliner Innenstadt mit Abschlusskundgebung auf dem Alexanderplatz. Robert-Havemann-Gesellschaft/Rolf Walter
Demonstration durch die Ostberliner Innenstadt mit Abschlusskundgebung auf dem Alexanderplatz. Robert-Havemann-Gesellschaft/Rolf Walter
Demonstration durch die Ostberliner Innenstadt mit Abschlusskundgebung auf dem Alex. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Sergej Glanze
Demonstration durch die Ostberliner Innenstadt mit Abschlusskundgebung auf dem Alex. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Sergej Glanze

Die größten Demonstrationen gegen das alte Regime finden im September und Oktober 1989 in Leipzig statt. Den Höhepunkt erreichen die Leipziger Proteste am 30. Oktober 1989, als gut 300.000 Menschen an der Montagsdemonstration teilnehmen. Das Berliner Neue Forum initiiert nun auch für die Hauptstadt der DDR eine Großdemonstration. Sie wollen unmittelbar vor den Augen der Partei- und Staatsführung zeigen, dass ihre Forderung nach Demokratie mittlerweile von einem großen Teil der Bevölkerung getragen wird.

Nach der brutal niedergeschlagenen Demonstration in Ost-Berlin rund um die Feierlichkeiten des 40. Republikgeburtstags der DDR am 7. Oktober 1989 gibt es in der Hauptstadt weitere Demos. An ihnen nehmen Tausende Bürger teil; der Großteil von ihnen ist jung. In Berlin gehen in dieser Zeit bei Weitem nicht so viele Menschen auf die Straße wie in Leipzig. Die Bürgerbewegung Neues Forum, namhafteste oppositionelle Organisation der Revolutionszeit, schlägt vor, unter Beteiligung berühmter systemkritischer Künstler eine legale Demonstration in Ost-Berlin anzumelden.

Der Ostberliner Schauspieler Werner Holz, Mitglied der aus Theaterleuten gebildeten Vorbereitungsgruppe, meldet die Demo für den 4. November 1989 an. Als Hauptforderung des Protests geben die Veranstalter die Einhaltung der Artikel 27 und 28 der Verfassung der DDR an. Diese sichern den DDR-Bürgern – theoretisch – Meinungs-, Presse- und Versammlungsfreiheit zu.

Oppositionelle, Künstler, Jenossen, janz normale Bürjer ...

Im Vorfeld der Demonstration wird unter den Veranstaltern vor allem die Frage diskutiert, wie ein Ausbruch von Gewalt, von welcher Seite auch immer, verhindert werden kann. Es gelingt, mit der Volkspolizei eine Sicherheitspartnerschaft zu vereinbaren. Diese Vereinbarung sieht vor, dass sich die offiziellen Ordnungshüter weitgehend zurückziehen. Zu Recht befürchten die Veranstalter, dass ein Großaufgebot der Volkspolizei böse Erinnerungen an die Vorgänge vom 7. Oktober 1989 wachrufen würde. Die Veranstalter bürgen für einen friedlichen Verlauf des Protests.

Dutzende Helfer, zahlreiche Schauspieler und Mitglieder der oppositionellen Gruppen legen sich grün-gelbe Schärpen mit der Aufschrift „Keine Gewalt“ um und begleiten die Demo als Ordner. Wie vereinbart sind – ganz anders als in den letzten Wochen – am 4. November 1989 tatsächlich kaum Uniformierte im Berliner Stadtzentrum zu sehen.

Schon ab dem frühen Morgen strömen Hunderte Menschen zum Alexanderplatz. Aus ihnen werden schnell Tausende, dann Zehntausende. Gegen Mittag haben sich im Zentrum der DDR-Hauptstadt fast eine halbe Million Menschen versammelt. Es ist die größte systemkritische Demonstration der deutschen Nachkriegsgeschichte.

Viele tragen selbst entworfene Transparente mit Losungen wie „Eure Politik ist zum Davonlaufen“, „Wir wollen endlich Taten sehen, sonst sagen wir Auf Wiedersehen“, „Rücktritt ist Fortschritt“, „Das Volk sind wir, gehen sollt ihr“, „Mein Vorschlag für den 1. Mai, die Führung zieht am Volk vorbei!“. (Bildergalerie)

... am 4. November 1989 bleibt in Ost-Berlin keena zu Hause

Günter Schabowski, Mitglied des Politbüros der SED, spricht ebenso wie der ehemalige Stasi-General Markus Wolf vor den Demonstranten. Doch ihre Worte, die einen erneuerten Sozialismus mit der neuen Regierung predigen, finden kein Gehör mehr. Beide werden von Hunderttausenden ausgepfiffen. Großen Beifall ernten dagegen die Redner verschiedener Oppositionsgruppen und die Künstler. Sie sprechen die Missstände im Land an und fordern eine radikale Veränderung der DDR-Gesellschaft.

Unter anderem sprechen Jens Reich vom Neuen Forum, Friedrich Schorlemmer vom Demokratischen Aufbruch, Marianne Birthler von der Initiative Frieden und Menschenrechte, die Schriftstellerin Christa Wolf und der Schriftsteller Christoph Hein. Sie verlangen ein Ende des Führungsanspruchs der SED, die Abschaffung der Stasi, die Abhaltung freier Wahlen – alles konkrete Schritte, um endlich die Demokratisierung der DDR zu erreichen.

Immer wieder ertönen während der Reden Sprechchöre über den Alexanderplatz, die diese Forderungen aufnehmen und die aus Leipzig bekannten Parolen wiederholen: „Wir sind das Volk!“, „Stasi in die Volkswirtschaft!“, „Visafrei bis Hawaii!“. Die Demonstranten spüren, dass es nun keine Umkehr mehr gibt. Ein neues Selbstvertrauen beflügelt die Teilnehmer, von denen sich viele an diesem Tag zum ersten Mal mit ihren Protesten gegen das System auf die Straße wagen.

Die DDR-Führung versucht – jetzt unter der Regie von Egon Krenz – das Zepter durch ein paar faule Kompromisse zurückzugewinnen. Dieser Versuch schlägt fehl. Auch die Preisgabe einiger unwichtiger Privilegien interessiert die Bürger nicht. Das DDR-Volk hat genug von seiner Führung.

Zitierempfehlung: „4. November 1989“, hrsg. v. Bundeszentrale für politische Bildung und Robert-Havemann-Gesellschaft e.V., letzte Änderung Januar 2020, www.jugendopposition.de/145464

 


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