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Joachim Marckstadt

Der Schüler Joachim Marckstadt. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft
Der Schüler Joachim Marckstadt. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft
Joachim Marckstadt (links) mit seiner Mutter und seinen Geschwistern am 20. Dezember 1950. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft
Joachim Marckstadt (links) mit seiner Mutter und seinen Geschwistern am 20. Dezember 1950. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft
Die Abiturklasse an der Eisenberger Oberschule 1955: vorne links Thomas Ammer, dahinter Joachim Marckstadt. In der Bildmitte die Klassenlehrerin Irene Geyer (LDP-Mitglied), die im Zuge der Kampagne gegen die Junge Gemeinde als Direktorin der Schule abgesetzt...
Die Abiturklasse an der Eisenberger Oberschule 1955: vorne links Thomas Ammer, dahinter Joachim Marckstadt. In der Bildmitte die Klassenlehrerin Irene Geyer (LDP-Mitglied), die im Zuge der Kampagne gegen die Junge Gemeinde als Direktorin der Schule abgesetzt wird. Sie erzieht die Schüler ihrer Klasse in einem kritischen Geist gegenüber der SED. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft
Ehrenbürgerschaft für ihren Widerstand: Die Mitglieder des Eisenberger Kreises, die Einwohner von Eisenberg waren, erhalten vom Bürgermeister die Ehrenmedaille der Stadt. V.l.n.r.: Joachim Marckstadt, Ludwig Götz, Peter Herrmann, Rudolf Rabold, Johann...
Ehrenbürgerschaft für ihren Widerstand: Die Mitglieder des Eisenberger Kreises, die Einwohner von Eisenberg waren, erhalten vom Bürgermeister die Ehrenmedaille der Stadt. V.l.n.r.: Joachim Marckstadt, Ludwig Götz, Peter Herrmann, Rudolf Rabold, Johann Frömmel, der Bürgermeister Eisenbergs, Thomas Ammer, Peter Roland, Wilhelm Ziehr, Günter Schwarz. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft
Joachim Marckstadt, circa 2004. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft
Joachim Marckstadt, circa 2004. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft

Eisenberg, Winter 1953. Als der 16-jährige Oberschüler Joachim Marckstadt Ende des Jahres von seinem Mitschüler Thomas Ammer gefragt wird, ob er sich einem Widerstandskreis anschließen will, sagt er spontan zu. Sie gehen gemeinsam in eine Klasse, kennen sich gut und vertrauen einander.

Mit Flugblättern und Losungen an Häuserwänden protestiert die Gruppe gegen die Scheinwahlen zur Volkskammer im Jahr 1954. Am 21. Januar 1956 setzen sie einen Schießstand der paramilitärischen Gesellschaft für Sport und Technik (GST) in Brand. Damit wollen sie gegen die Militarisierung des Schulunterrichts und die Gründung der Nationalen Volksarmee protestieren. Sie malen rote Sterne an Hausmauern in Eisenberg und durchkreuzen sie mit schwarzer Farbe. Gegen den Einmarsch der sowjetischen Armee in Ungarn im November 1956 protestieren sie ebenfalls: Sie bringen Losungen an Eisenbahnwaggons an und rufen zum Widerstand auf.

Um die Verbreitung ihrer Flugblätter zu erhöhen, entwickelt der Eisenberger Kreis einen ausgeklügelten Zettelauswurfkasten: Eine Metallfeder wird durch einen Wollfaden gespannt, der über eine Säureampulle zersetzt wird. Wenn der Faden reißt, schleudert die Feder einen Packen Flugblätter in die Luft. So können die Zettel von Schornsteinen und anderen erhöhten Orten über das ganze Stadtgebiet verteilt werden. Bis der Faden reißt, sind die Aktivisten längst über alle Berge.

Obwohl die Gruppe ungewöhnlich groß und weitverzweigt ist, gelingt es der Staatssicherheit lange Zeit nicht, ihr auf die Spur zu kommen. Die Schüler arbeiten nach strengen Regeln der Konspiration. Nach dem Abitur verstreut sich die Gruppe. Einige gehen zum Studium. In Jena setzt Thomas Ammer die Tätigkeit der Widerstandsgruppe fort, und Joachim Marckstadt beginnt eine Lehre in Gera.

Dem Ministerium für Staatssicherheit gelingt es schließlich, einen Provokateur in die Gruppe einzuschleusen. Als der Stasi die Strukturen und personellen Zusammenhänge in den wesentlichen Zügen klar sind, schlägt sie zu. Am 13. Februar 1958 beginnen die Verhaftungen. Einige Tage später wird auch Joachim Marckstadt auf dem Weg zur Arbeit festgenommen.

Zwischen dem 27. September 1958 und dem 14. Oktober 1958 finden vor dem Bezirksgericht Gera insgesamt vier Prozesse gegen 24 Angeklagte statt. Thomas Ammer wird als Haupträdelsführer bezeichnet und erhält mit 15 Jahren Zuchthaus die höchste Strafe. Die anderen Angeklagten erhalten Zuchthausstrafen zwischen einem Jahr und sechs Monaten bis zu 14 Jahren. Im zweiten der insgesamt vier Prozesse ergeht gegen Joachim Marckstadt eine Zuchthausstrafe von drei Jahren und sechs Monaten. Insgesamt werden Strafen in der Höhe von 114 Jahren und sechs Monaten verhängt.



Biografische Angaben zu Joachim Marckstadt finden sie im Personenlexikon.

Zitierempfehlung: „Joachim Marckstadt“, hrsg. v. Bundeszentrale für politische Bildung und Robert-Havemann-Gesellschaft e.V., letzte Änderung Dezember 2019, www.jugendopposition.de/145500

 


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