d

Friedenswerkstatt

Eintägige Großveranstaltungen der DDR-Friedensbewegung in den 1980er Jahren, die zumeist in Kirchen und auf kirchlichem Gelände oppositionelle Friedens-, Umwelt- und Menschenrechtsgruppen zusammenbringen. Neben Gottesdiensten finden hier auch künstlerische Darbietungen, Ausstellungen, Informationsstände, thematische Vorträgen und Foren für politische Debatten statt.

Auch wenn diese Werkstätten sich nur im kirchlichen Rahmen bewegen können, suchen die Veranstalter durch die Friedenswerkstatt doch Öffentlichkeit zu erreichen. Kontinuierlich übt der SED-Staat Druck auf die Kirchen aus, um diese Veranstaltungen zu entpolitisieren oder ganz zu verbieten.

In allen größeren Städten der DDR finden solche Werkstätten statt. Eine überregionale Bedeutung kommt der jährlichen Friedenswerkstatt in der Berliner Erlöserkirche von 1982 bis 1987 zu. Die erste Friedenswerkstatt mit 3.000 Teilnehmern findet am 27. Juni 1982 statt. Durch die Beteiligung von Vertretern der westdeutschen und der westeuropäischen Friedensbewegung sowie westlicher Journalisten findet sie internationale Beachtung.

Als die Kirchenleitung Berlin-Brandenburg 1986 beschließt, die Friedenswerkstatt für 1987 abzusagen, kommt es zu scharfen Auseinandersetzungen mit den Basisgruppen. Die Opposition trifft die Absage hart, denn die Friedenswerkstatt bietet wie kaum eine andere Veranstaltung allen Gruppen die Möglichkeit, ihre Arbeit einer größeren Öffentlichkeit zu zeigen und untereinander in Verbindung zu treten. Es kommt zu vielen Protesten, da die Kirchenleitung mit ihrem Beschluss offensichtlich auf staatliche Wünsche Rücksicht nimmt und die bevorstehenden Feiern des Staats zum 750-jährigen Jubiläums der Stadt nicht stören will.

Als Gegenprogramm planen nun einige Gruppen zum bevorstehenden Kirchentag einen Kirchentag von Unten, der zur Gründung der oppositionellen Kirche von Unten führt. Im November 1987 wird im Rahmen der Friedensdekade noch einmal eine kleine Werkstatt veranstaltet, die allerdings nicht die Kraft der Vorjahre erreicht. 1988 findet sie noch eine unbedeutende Nachauflage.


auf Twitter teilen auf Facebook teilen Kommentieren Drucken Artikel versenden